Ein Waldgarten bringt wertvolle Nahrungsmittel für den Menschen hervor, und ausserdem viel nutzbaren Lebensraum für Insekten und andere Tiere. Man gibt der Natur und erhält zurück.
Bevor die Menschen sesshaft wurden – und das begann vor ca. 12'000 Jahren – ernährten sich die Jäger und Sammler von einer Vielzahl an unterschiedlichen Krautpflanzen, Nüssen, Samen, Früchten und Fleisch oder Fisch, je nachdem, was gerade verfügbar war. Diese vielfältige Art von Ernährung ist auch in einem Waldgarten das Ziel. Je umfangreicher die Palette an Nahrungspflanzen ist, umso besser. Erstens für den Menschen, und zweitens für die Biodiversität und somit auch das Insekten- und sonstige Tierreich.
Die verschiedenen Ebenen des Waldgartens
Natürlich findet man in einem Esswald nicht nur ein- und mehrjährige Nahrungspflanzen, sondern auch Heilkräuter und andere Pflanzen, die zum Beispiel gutes Mulchmaterial ergeben. Und dann dürfen in einem Waldgarten auch Gewächse einfach um der Schönheit willen leben – weil sie der Gärtnerin oder dem Gärtner gefallen und vielleicht auch für Insekten wertvoll sind. Wie eine natürliche Waldlandschaft bei uns wächst, besteht auch ein Waldgarten aus verschiedenen Schichten, die aber fliessend ineinander übergehen. So gibt es eine Baumschicht, die Etage der Kleinbäume bzw. Grosssträucher, die Kleinsträucher, krautige Pflanzen/Stauden/Gemüse, Wurzelpflanzen, Bodendecker bzw. Krautschicht und die Rankpflanzen.
Nahrungspflanzen: Von einjährig bis ewig
Viele essbare mehrjährige Pflanzen, die sich für einen Waldgarten eignen, sind nicht besonders bekannt wie zum Beispiel der Knollenziest, wilder Rucola, ewiger Kohl, ewiger Spinat, die Etagenzwiebel oder die Petersilienwurzel. Aber auch herkömmliche Obstbäume, Wildobst wie Mispel, Sanddorn, Kornelkirsche oder Felsenbirne passen bestens dazu – und natürlich Nüsse und Samenpflanzen. Es ist grundsätzlich jeder Gärtnerin und jedem Gärtner überlassen, welche Pflanzen in ihrem/seinem Garten wachsen. Wer Lust hat, kann sich auch gerne in einem Waldgarten eine «Lichtung» freihalten und da ein paar Beete mit Gemüse anpflanzen.
Jeder Quadratmeter Wald- oder Naturgarten hilft
Wir wissen ja schon länger, dass es um unsere Biodiversität eher schlecht steht und Vögel, Insekten und andere Tiere verschwinden. Darum ist jeder Quadratmeter Wald-, Permakultur- oder Naturgarten ein Gewinn für die Artenvielfalt. Wir stellen Ihnen nachfolgend die verschiedenen Ebenen des Waldgartens vor und dazu je eine Beispielpflanze, die dieser Ebene entspricht. Aber das Thema Esswald ist bei Weitem nicht erschöpft und hat noch viele zusätzliche spannende Aspekte. Wen es interessiert, der findet online oder in Buchform eine Menge Wissenswertes darüber.
1 – Ebene Bäume
Die grössten Pflanzen eines Waldgartens – hier sind verschiedene Obst-, Nuss- und Kastanienbäume naheliegend, weil sie Nahrung liefern. Aber auch andere Bäume wie Birke oder Weide sind wichtig, weil ihre Blätter sehr gutes Kompost- und Mulchmaterial abgeben. Bäume sind das Grundgerüst eines Waldgartens und werden passend zur Lage des Grundstücks gepflanzt.
Birne
Als alte Kulturpflanze, die eine stattliche Höhe von 20 Metern erreichen kann, ist ein Birnbaum ideal für den Waldgarten. Er braucht einen sonnigen Platz und muss für eine gute Ernte regelmässig geschnitten werden. Je nachdem, welche Sorte man kultiviert, lassen sich die Früchte in einem guten Keller viele Wochen lang lagern.
2 – Ebene Kleinbäume/Grosssträucher
Auf dieser Ebene wachsen vor allem grosse Wildobstgehölze wie Kornelkirsche, Sanddorn und Felsenbirne, aber auch die Haselnuss gehört dazu.
Schwarzer Holunder
Der bei uns sehr beliebte und oft kultivierte Holunder ist anspruchslos, muss aber für eine gute Ernte regelmässig geschnitten werden. Er wird bis zu 7 Meter hoch, seine Blüten und Früchte sind Heil- und Lebensmittel zugleich.
3 – Ebene Kleinsträucher
Hierzu gehören alle Beerensträucher wie Johannisbeeren, Himbeeren, Apfelbeere, Stachelbeere usw. Diese Pflanzen brauchen einen möglichst sonnigen Standort, darum muss nach oben regelmässig freigeschnitten werden, damit genügend Licht vorhanden ist.
Schwarze Apfelbeere
Die Apfelbeere ist punkto Boden sehr anspruchslos und pflegeleicht, sie benötigt allerdings einen sonnigen Standort. Die Beeren sind sehr gesund und wirken antioxidativ, auch als Heilpflanze ist die Aronia sehr wertvoll.
4 – Ebene krautige Pflanzen/Stauden/Gemüse
In diesem Bereich wachsen Rucola, ewiger Spinat, Rhabarber, Mangold, Borretsch und viele mehr. Es sind also nicht nur Nahrungs-, sondern auch Heil- und Mulchpflanzen, und natürlich auch Insektennährpflanzen.
Beinwell
Der einheimische Beinwell ist eine Heilpflanze, aber vor allem auch eine sehr gute Mulchpflanze, da sie viel Stickstoff und Kalium enthält. Beinwell mag einen eher feuchten Standort am Halbschatten.
5 – Ebene Wurzelgemüse
Wurzelgemüse wie Pastinake, Knollensellerie oder Schwarzwurzel werden ausgesät, als Setzlinge gepflanzt oder es gibt auch Sorten, die sich selber vermehren, wie zum Beispiel der Knollenziest.
Rande
Rote, rot-weisse und gelbe Sorten dieses typischen Lagergemüses sind erhältlich. Rande ist sehr gesund und enthält viele Vitamine und Nährstoffe. Besonders im Winter ein wertvolles Nahrungsmittel.
6 – Ebene Bodendecker/ Krautschicht
Auf diese Ebene gehört allen voran die Allerweltspflanze Brennessel, aber auch Sauerampfer, Waldmeister, Buschwindröschen usw. Alle diese Pflanzen leben gerne an einem halbschattigen bis schattigen Standort.
Walderdbeere
Ein dankbarer Bodendecker, der Ausläufer bildet und erst noch vom Frühsommer bis in den Herbst hinein feine, aromatische Beeren trägt. Die Walderdbeere gedeiht gerne an lichten, halbschattigen Standorten und mag es eher feucht.
Echter Hopfen
Sämtliche Pflanzenteile des Hopfens sind essbar, wobei die zapfenähnlichen, weiblichen Blüten ein bitteres Aroma haben. Er ist ein bekanntes Heilmittel und wirkt beruhigend. Hopfen braucht eine Rankhilfe oder einen Baum.