Viele Gehölze in unseren Gärten tragen ab Spätsommer eine üppige Beerenpracht. Mit diesen süssen und zum Teil auch sauren Powerfrüchtchen lassen sich köstliche und überraschende Kuchen, Konfis, Liköre und vieles mehr herstellen. Und ja – einen Teil der Ernte sollte man für die Federtiere hängen lassen.

Man nennt sie Vogelnährgehölze und sie sollten in keinem naturnahen Garten fehlen. Nicht nur die Früchte sind für die Vogelwelt wichtig, auch viele der Blüten dienen Insekten zum Teil schon sehr früh im Jahr als Nahrungsangebot. Aber – und das wissen viele nicht – sie lassen sich durchaus auch in der Küche wunderbar einsetzen. Ihre Ernte und Verarbeitung ist zwar zum Teil nicht ganz so einfach wie bei Erdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren & Co., dafür sind diese Beeren exklusiv. Holundersirup und Hagebuttengelee kennen wohl die meisten, aber haben Sie schon einmal ein Aronia-Chutney oder eine Felsenbirnen-Tarte gekostet

Powerfood und Medizin

Die nachfolgend vorgestellten Beeren sind allesamt wahre Vitaminbomben und werden aus gutem Grund zum Teil erst im Spätsommer und Herbst reif: Vitamin C hilft, das Immunsystem für den Winter zu stärken, ätherische Öle wirken antibakteriell und entzündungshemmend und Mineralstoffe sind die Bausteine der Gesundheit. Holunder und Schlehe wirken ausserdem schleimlösend und helfen bei Verdauungsproblemen, die Aroniabeere zum Beispiel hat rekordhohe Mengen an Antioxidantien, die gegen freie Radikale schützen und uns gesund erhalten.

Ernten und zubereiten – gewusst wie

Einige der Wildobst-Gehölze geben ihre Beeren nicht einfach sang- und klanglos her, im Gegenteil, sie sind mit langen Stacheln bewehrt. Sanddornbeeren können durch Schütteln geerntet werden, oder man schneidet die Triebe mitsamt den Beeren ab und legt alles in die Gefriertruhe. Gefroren lösen sich die Beeren sehr gut. Auch die Hagebutten- und Schlehen-Ernte verlangt nach Handschuhen zum Schutz vor den Dornen, und bei Schlehen nach einem oder zwei Frösten. Erst danach werden die Beeren süss und verlieren einen grossen Teil der Gerbstoffe. Rezepte findet man überreich im World Wide Web oder in unserer Rezepte-Liste.

Hagebutten der Rosa canina

Hagebutte

Die Früchte der einheimischen Hundsrose (Rosa canina) sind ab Mitte Oktober reif. Die tiefroten Beeren haben einen sehr hohen Vitamin-C-Gehalt und eigenen sich getrocknet für Tee und frisch für Konfi, Gelee, Likör, Saft oder Mus. Die kleinen Kerne im Innern der Frucht sollten entfernt werden. Vitamin C verbessert die Aufnahme von Eisen, daneben unterstützen Hagebutten die Verdauung und die Linolsäure und die Vitamine A und E helfen bei Hautproblemen.

Prunus spinosa

Schlehe

Der Schwarzdorn (Prunus spinosa), an dem die Schlehen wachsen, ist ein stacheliger Geselle. Die Ernte lohnt sich aber allemal, aus den köstlichen Früchten lassen sich Likör, Saft, Sirup oder Konfi zubereiten, sie passen auch gut als süss-saures Mus zu Wildgerichten (die Kerne sollten entfernt werden). Auch die Schlehe ist reich an Vitamin C und Gerbstoffen, sie hilft der Verdauung und wirkt entzündungshemmend. Tee wird aus den Blüten hergestellt.

Amelanchier

Felsenbirne

Die Beeren der Felsenbirne (Amelanchier) sind wenig bekannt und ein echter Geheimtipp. Die kleinen Früchte sind ab Juni reif und überraschen mit einem geschmacklichen Potpurri von Kirsche, Himbeere und Birne. Getrocknet oder verarbeitet zu Sirup, Konfi oder Likör eine köstliche Delikatesse, sind die Beeren auch frisch einfach lecker. Viele Vitamine, Gerb- und Mineralstoffe machen sie zu einem äusserst gesunden Snack.

Hippophae rhamnoides

Sanddorn

Die Ernte der Sanddorn-Beeren (Hippophae rhamnoides) klappt am besten mit der Einfrier-Methode. Damit das Vitamin C, das in enorm hoher Menge vorhanden ist, erhalten bleibt, sollte man Sanddorn-Beeren am besten ungekocht geniessen. Wobei – geniessen ist da etwas hoch gegriffen – die Beeren sind sehr sauer. Aber in einem Smothie mit anderen Früchten ergibt die Säure einen feinen Akzent. Natürlich schmeckt Sanddorn auch als Kuchen, Gelee, Mus, Sirup oder Konfi sehr lecker.

Aronia

Apfelbeere

Die Aronia oder Apfelbeere kann von August bis Oktober geerntet werden. Oft finden sich an einer Beerendolde aber verschiedene Reifegrade, erst wenn Schale und Fruchtfleisch dunkelviolett bis schwarz durchgefärbt sind, sind sie erntereif. Die Superfood-Beeren sind prall gefüllt mit Vitaminen und Mineralstoffen und die überreiche Menge an Antioxidantien ist super für das Immunsystem und wirkt entzündungshemmend. Ihr herb-säuerlicher Geschmack passt frisch oder getrocknet ins Müsli, ebenso lassen sich wunderbar Vitamin-Power-Säfte oder Smoothies daraus herstellen.

Cornus mas

Kornelkirsche

Das einheimische Wildobst (Cornus mas) ist reich an Vitamin C und B und vielen Mineralstoffen. Sie reifen ab Mitte August und sind geschmacklich ähnlich wie Sauerkirschen. Bereits Hildegard von Bingen soll den länglichen Beeren eine heilende Wirkung zugesagt haben. Sie sollen sich positiv auf die Verdauung auswirken. Saft, Konfi, Mus oder Gelee sehen durch die tiefrote Farbe sehr dekorativ aus und sind äusserst lecker.

Sambucus nigra

Holunder

Die schwarzen oder roten Wildbeeren wachsen an Dolden und sind ab September erntereif. Holunder (Sambucus nigra) ist eine uralte Kultur- und Heilpflanze und bereits die Blüten lassen sich zu einem feinen Sirup oder Sekt verarbeiten. Die Beeren sind sehr reich an Vitamin A, B und C und enthalten viel Kalium. Ein heisses Getränk mit Holunderbeerensirup im Winter wirkt Wunder gegen Erkältungen und wärmt herrlich.