Wildbienen und ihre Bestäubungsarbeit sind für unsere Natur unentbehrlich. Leider reduzieren sich ihre Nahrungsgrundlage und die Lebensräume zunehmend. Jeder Garten, in dem passende Nahrungspflanzen, Totholz, unbewachsene Stellen oder ein Wildbienenhotel zu finden sind, ist wertvoll.

Unter den Wildbienen sind vor allem die Pollenspezialisten in Gefahr – sie benötigen Pollen von bestimmten Pflanzengattungen (sie ernähren sich oligolektisch) oder sogar von einzelnen Pflanzenarten (monolektisch), wie zum Beispiel die Natternkopf-Mauerbiene. Sind diese Gattungen oder Arten nicht vorhanden oder verschwinden, sind auch die Wildbienen auf verlorenem Posten. Pollen ist eiweissreich und dient hauptsächlich der Ernährung des Nachwuchses. Beim Nektar sind die Wildbienen weniger wählerisch, er dient in erster Linie als Nahrung der Wildbienen selbst bzw. als «Flugbenzin».

Kinderstuben werden rar

Ausserdem finden Wildbienen immer weniger geeignete Hohlräume für ihre Brut. Rund die Hälfte aller Wildbienen nistet im Boden, dabei werden je nach Art offene, unbewachsene Bodenstellen, Abbruchflächen oder lockere Sandböden bevorzugt. Ein weiteres Viertel sucht sich für die Eiablage hohle Stängel, alte Bohrlöcher von Käfern oder leere Schneckenhäuser. Einzelne bauen ihre Nester auch selber aus Harz oder Lehm. Wichtig ist, dass die Stellen gut besonnt sind – Wildbienen-Eier brauchen Wärme, damit sie gedeihen.

Brutkammern mit Larven und Pollen

Kinderstube der Wildbienen

Ein Einblick in die Kinderstube der Wildbienen: Jede Brutkammer wird mit Pollen angefüllt, dazu je ein Ei gelegt. Danach wird die Brutkammer sorgfältig verschlossen und die nächste angelegt. Wenn die Larven schlüpfen, ist der Tisch bereits gedeckt.

Wie sieht das ideale Hotel für Wildbienen aus?

Zumindest denjenigen Wildbienen-Arten, die Nisthilfen gerne annehmen, kann man unter die Flügel greifen. Am besten ist natürlich ein schöner Totholz-Haufen oder ein gefällter Baum im Garten, wo die Wildbienen ihre Gänge bohren können oder von anderen Käfern gebohrte Gänge übernehmen. Wer dafür keinen Platz hat oder lieber einen aufgeräumten Garten mag, der kann ein Wildbienenhotel montieren. Beim Kauf eines Wildbienenhotels sollte man auf gute Qualität achten. Tannzapfen oder Stroh in einzelnen Fächern mögen zwar dekorativ aussehen, nützen den Bienen aber nichts. Auch Lochziegel eignen sich nicht, die Löcher sind viel zu gross. Für die unterschiedlichen Wildbienenarten sollten die gebohrten Gänge zwischen 3 und 8 Millimeter Durchmesser und genügend Abstand haben. Und wenn Sie grad selber ein Hotel bauen: Immer mit einem feinen Bohrer parallel zur Rinde bohren, sonst splittert das Holz und die Wildbienen verletzen sich ihre zarten Flügel. Auch hohle Schilf- oder Bambusrohre werden gerne angenommen. Ein Wildbienen-Hotel platziert man am besten an warmer, wind- und regengeschützter Lage ohne direkte Mittagssonne.

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Wildbienen-Hotel

In so einem Hotel logieren die Wildbienen gerne. Besonders wichtig sind hierbei die unterschiedlich grossen und fein gebohrten Öffnungen, da jede Wildbienenart spezifische Anforderungen an den Durchmesser ihrer Niströhren hat. Diese Bohrungen sollten glatt und frei von Splittern sein, um Verletzungen der empfindlichen Bienen zu vermeiden.

Bambusrohre

Wildbienen-Brutröhren

Bambusrohre sind gute Brutröhren für Wildbienen. Besonders kleinere Bambusrohre bieten den Bienen die idealen Bedingungen für das Nisten und Aufziehen ihres Nachwuchses. Die grossen Bambusrohre schaffen Abstand zwischen den einzelnen Nistplätzen.

Wild, aber friedfertig

Wildbienen-Weibchen haben zwar einen Stachel, benützen ihn aber höchst selten. Auch wenn ihr Nest in Gefahr ist oder zerstört wird, verteidigen sie es nie. Ausserdem sind Wildbienen-Stachel viel zu klein, um die menschliche Haut zu durchstechen. Höchstens einzelne Hummelarten wie die Baum- oder die Dunkle Erdhummel sind bereit, zu stechen, aber dies auch nur, wenn man sich bedrohlich ihrem Nest nähert. 

Welche Wildbienen gibt es?

Nachfolgend stellen wir Ihnen einige dieser erstaunlichen Individualistinnen vor. Jede Wildbienen-Art hat ihre eigenen einzigartigen Eigenschaften und Verhaltensweisen, mit denen sie eine wichtige Rolle im Ökosystem spielen. Sie bestäuben Pflanzen und tragen zur Erhaltung der biologischen Vielfalt bei.

Osmia cornuta

Gehörnte Mauerbiene

Die Gehörnte Mauerbiene ist dicht behaart, der Rumpf schwarz gefärbt und das Hinterteil in einem auffälligen Fuchsrot. Die Weibchen tragen zwischen den Augen zwei kleine Hörner. Osmia cornuta ist sehr kälteresistent und schon früh im Jahr unterwegs, die Flugzeit dauert von März bis Juni. Sie ist eine Pollengeneralistin und nützt hauptsächlich Nisthilfen aller Art, die sie mit Lehm verschliesst. Die Gehörnte Mauerbiene kommt fast in ganz Europa bis ca. 1000 Meter Höhe vor. 

Hoplitis adunca

Natternkopf-Mauerbiene

Der Name sagt es bereits, diese Mauerbiene sammelt Pollen ausschliesslich von einer einzigen Pflanze (Oligolektie), dem Gemeinen Natternkopf (Echium vulgare). Solange dieser noch nicht blüht, weicht sie zur Nektargewinnung auch auf wenige andere Pflanzen aus. Natternkopf-Mauerbienen beginnen aber erst dann mit dem Nestbau, wenn der Gemeine Natternkopf blüht. Sie nisten in verlassenen Nestern von anderen Wildbienen, hohlen Pflanzenstängeln oder Frassgängen in Holz.

Halictus scabiosae

Gelbbindige Furchenbiene

Wie viele andere Wildbienen ist auch die Gelbbindige Furchenbiene auf trockene Ruderalflächen angewiesen, sowohl als Nistplatz als auch für die Nahrungs- aufnahme. Sie bevorzugt Pflanzen, die auf Magerstandorten vorkommen wie Korbblütler, Disteln, Flockenblumen oder Wegwarte und Wilde Malve. Furchenbienen graben sich ihre Nistplätze selber und nisten oft in Kolonien. Sie sind gut zu erkennen an ihren Haarbinden am Hinterleib und fliegen von März bis Oktober.  

Xylocopa violacea

Blaue Holzbiene

Die Blaue Holzbiene hat einen Körperbau wie die Hummeln, ist aber die grösste bei uns vorkommende Wildbienenart und erreicht eine Länge bis zu 30 mm. Ihre metallisch blau schimmernden Flügel und der schwarze Körper sehen bedrohlich aus – sie ist aber eine friedfertige Gesellin. Holzbienen nisten am liebsten in morschem Holz, das noch nicht zu sehr verrottet ist. Sie bevorzugen Schmetterlings-, Korb- oder Lippenblütler als Futterpflanzen.

Megachile willughbiella

Garten-Blattschneiderbiene

Die Blattschneiderbienen fliegen von Mai bis September. Sie bauen ihre kunstvollen Nester mit Blattstückchen, die sie aus Ahorn, Buche oder Rosen herausbeissen. Anschliessend fliegen sie wie auf grünen Sättelchen rittlings auf dem Blattstück sitzend ins Nest. Sie sammeln Nektar und Pollen von verschiedenen Pflanzen. Im Bild ist ein Männchen zu sehen, die Weibchen sind unscheinbar schwarz-braun gefärbt. In der Schweiz sind über 20 verschiedene Blattschneiderbienenarten anzutreffen. 

Osmia bicolor

Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene

Sie sieht der Gehörnten Mauerbiene sehr ähnlich, hat aber andere Vorlieben in Sachen Nestbau: Die Zweifarbige Schneckenhaus-Mauerbiene übernimmt leer gewordene Schneckenhäuser, um ihrem Nachwuchs darin ein behagliches Nest samt Speisekammer zu bauen. Ist das erledigt, wird der Eingang verschlossen und dann werden Grashalme, kleine Steinchen und Blätter auf das Nest gehäuft, um es zu tarnen. Eine Schneckenhaus-Mauerbiene baut bis zu sieben solcher Nester.

Bombus terrestris

Dunkle Erdhummel

Die Erdhummeln zählen zu den häufigsten Hummelarten. Sie bilden Staaten mit einer Königin und bis zu 600 Hummeln. Ihre Nester bauen sie unterirdisch wie z.B. in verlassenen Mäusenestern. Erdhummeln haben einen dichten Pelz und sind gut von anderen Wildbienen-Arten zu unterscheiden. Nicht zuletzt dank ihrer vielseitigen Nahrungspalette sind sie in Europa weit verbreitet und fliegen bereits bei einstelligen Temperaturen.