Wildbienen sind Individualistinnen, nicht nur äusserlich, sondern auch in ihrer Lebensweise. Diese sympathischen und fleissigen Arbeiterinnen sind ebenso wichtig wie Honigbienen und noch viel mehr auf eine intakte Biodiversität angewiesen.

Honigbienen sind in aller Munde, dabei geht oft vergessen, dass ihre wilden Verwandten die ebenso grosse Bestäubungsarbeit leisten. Die immense Artenvielfalt der Wildbienen und die unterschiedlichen Strategien, wie sie ihr Leben meistern, sind erstaunlich. Der Begriff «Wildbienen» umfasst keine biologische Gruppe, darunter versteht man einfach alle Bienen und Hummeln ausser den Honigbienen. Sie gehören alle zur Insektenordnung der Hautflügler und darin in die Familie der Bienen.

Pollen im «Fell» sammeln

Die meisten Wildbienen sind an ihrer dichten und flauschigen Behaarung zu erkennen, deren Farbe von weiss über gelb und rot bis zu braun und schwarz reicht. In diesen feinen Haaren, die gegabelt oder gefiedert sind, bleibt viel Pollen hängen, den die Wildbienen für ihren Nachwuchs benötigen. Die unterschiedlichen Erscheinungsformen der Arten sind erstaunlich, einige Wildbienen sehen den Honigbienen sehr ähnlich, andere gleichen den Schwebfliegen, wieder andere kann man kaum von Wespen unterscheiden. Bei uns leben über 600 Wildbienenarten (rund die Hälfte sind gefährdet), davon ca. 40 Hummelarten. Ihre Grösse reicht von 4 bis 30 mm Länge.

Einsiedler und Kuckuckseier

Der grösste Teil der Wildbienen – gut 90 % – sind Einsiedlerbienen und leben solitär. Ein paar wenige Wildbienenarten und alle Hummeln bilden (wie die Honigbienen) Staaten mit einer Königin. Im Gegensatz zu den Honigbienen existieren Wildbienenvölker allerdings nur ein Jahr, vor dem Winter sterben ausser den begatteten Königinnen alle Tiere. Rund ein Fünftel der Wildbienen lebt brutparasitisch – die sogenannten Kuckucksbienen. Diese Bienen versuchen, ihre Eier in fremde Nester zu platzieren, wo bereits ein Pollen- und Nektarvorrat angelegt ist und sparen sich so die Arbeit.

Ein Leben für den Nachwuchs

Der Lebenszyklus der meisten Wildbienen dauert rund ein Jahr, davon sind aber nur 4 bis 8 Wochen aktive Zeit. Die Männchen schlüpfen als erstes und erwarten die weiblichen Wildbienen bereits für die Paarung. Sobald dies geschehen ist, machen sich die Weibchen an die Arbeit. Sie suchen sich einen geeigneten Platz und erstellen Brutkammern. In diese wird ein Ei gelegt und Nahrungsvorrat in Form einer Mischung aus Nektar und Pollen dazugepackt. Dann wird die Kammer verschlossen. Jede Wildbiene produziert auf diese Weise 4 bis 30 Brutkammern pro Jahr. Es dauert bis zu einem Jahr, bis sich die komplett fertig entwickelten Wildbienen den Weg aus ihrer Brutzelle freimachen.

Konkurrenz von Honig- und Wildbienen?

Beim Thema Bienensterben denken die meisten Menschen zuerst an Honigbienen. Tatsächlich sind Honigbienen aber Nutztiere wie Kühe, Schweine oder Schafe und nicht vom Aussterben bedroht. Die rund 200 000 Völker in der Schweiz sind in der Obhut von Menschen, die Westliche Honigbiene (Apis mellifera) kommt kaum noch wild vor bei uns. Die meisten Wildbienen sind hingegen Einzelkämpferinnen und können sich nicht auf den Schutz und die Spezialisten eines ganzen Volkes verlassen. Inwiefern Honigbienen die Wildbienen verdrängen wird laufend erforscht – Tatsache ist, dass Honigbienen sehr konkurrenzstark sind, über einen viel grösseren Radius für die Nahrungssuche verfügen und lange Schlechtwetterperioden dank der Futtervorräte gut überstehen können. Ausserdem sind Honigbienen Generalisten, sie nutzen eine grosse Anzahl Pflanzen als Nektar- und Pollenquelle. Fehlende Pflanzenarten und geeignete Brutplätze treffen in erster Linie die Wildbienen.

Leben geht durch den Magen

Viele Wildbienenarten sind auf eine Pflanzengruppe spezialisiert, innerhalb derer sie aber nicht zwingend wählerisch sind. Dazu gehören Kreuz-, Lippen-, Dolden-, Schmetterlings- und Korbblütler. Hier finden Sie eine Auswahl an idealen Wildbienen-Futterpflanzen:

Je grösser die Vielfalt aus diesen Pflanzengruppen in einem Garten ist, umso mehr Wildbienen wird man darin antreffen. Wichtig ist auch die Wahl nach Blühtermin – je durchgängiger in einem Garten Pflanzen blühen, das heisst vom frühen Frühling bis in den späten Herbst, umso besser.