Esswälder oder Waldgärten (engl. Foodforest) sind eine alternative, nachhaltige Anbauform für Nahrungsmittel. Sie orientieren sich an der natürlichen Form unserer Wälder und sind im besten Fall in sich funktionierende Kreislaufsysteme.

Haben Sie auch schon von einem Esswald oder Foodforest gehört und sich gefragt, was denn das jetzt nun wieder Neues ist? Wald und Essen passen irgendwie nicht so richtig zusammen – meint man. Bei einem Esswald oder Waldgarten wird der Aufbau eines natürlichen Waldes imitiert, aber anstatt Buche, Fichte, Eiche und Co. werden eher Obst-, Nuss- und Kastanienbäume gepflanzt. Auch die restlichen 6 Stufen des Waldes – Kleinbäume, Sträucher, krautige Pflanzen, Wurzelgemüse, Bodendecker und Kletterpflanzen – werden möglichst mit Nahrungs-, Tee-, Arznei- und anderen Nutzpflanzen ausgestattet. 

Die Natur machts vor

Ein Waldgarten wird nach den Grundprinzipien der Permakultur (siehe auch den Artikel Traumgarten auf Seite XX) aufgebaut. Im Gegensatz zur Monokultur, die in vielen Nutzgärten und auch in der Landwirtschaft üblich ist, wird bei der Permakultur auf eine hohe Pflanzendiversität bzw. auf Mischkulturen geachtet, auf einen regenerativen Humusaufbau, Dauerbepflanzung und in der Folge auch auf möglichst wenig Bodenbearbeitung und den kompletten Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel und mineralischen Dünger. In einem Waldgarten wachsen die gleichen Pflanzen wie in einem herkömmlichen Garten, aber nicht in getrennten Bereichen wie im Obst- oder Beerengarten, im Gemüse- oder Kräuterbeet, sondern gemischt neben- und untereinander. 

Vielfalt ist erfolgreicher

Ein Waldgarten soll ein in sich funktionierendes Kreislaufsystem sein, das keiner strengen Geometrie folgt (also keine Beete haben muss, aber durchaus darf), sondern vom Aufbau her wie ein Wald mit seinen verschiedenen Wuchshöhen aussieht und funktioniert. Der Fokus liegt hauptsächlich auf mehrjährigen Nahrungs- und Nutzpflanzen. Eine grössere Vielfalt an Pflanzen schützt besser vor Schädlingen, Monokulturen sind viel anfälliger. In der freien Natur gibt es auch nie unbedeckte Erde – in einem Waldgarten wird mit den wachsenden Pflanzen oder Pflanzenresten wieder gemulcht, und Bodendecker übernehmen diese Aufgabe von selbst.

Entspannteres Gärtnern

Obwohl man auch einen Waldgarten mehr oder weniger intensiv betreiben kann, ergibt er doch deutlich weniger Arbeit. Der Boden wird grundsätzlich nicht umgegraben, um das Erdreich mit allem Wurzelwerk und den Mikroorganismen nicht zu stören. Durch die Dauerbepflanzung und die natürliche Humusbildung (auch unterstützt durch Einstreuen von Pflanzenmulch und Kompost) trocknet der Boden viel weniger aus. Von den mehrjährigen, selbstversamenden Pflanzen lässt sich dauerhaft ernten und die Arbeit in einem Waldgarten nimmt mit der Zeit ab, wenn er einmal gewachsen ist und sein Gleichgewicht gefunden hat. Jäten und giessen ist praktisch hinfällig, lediglich Schnittarbeiten fallen an: Gewisse Kulturpflanzen und solche, die sich zu stark ausbreiten müssen geschnitten werden, um für die unteren Schichten wieder Licht und Platz zu schaffen. 

Wege im Waldgarten

Wege müssen auch im Waldgarten freigehalten werden, da ist eine Begrenzung des Pflanzenbereichs hilfreich.

Mehr Raum für die Natur

Wer einen Waldgarten anlegen möchte, braucht in erster Linie Zeit, Geduld – und die Bereitschaft, von der Natur zu lernen. Eine gute Planung mit der Auswahl von Pflanzen ist zwar essenziell, aber ein Waldgarten lässt sich nicht in Form halten wie ein Gemüsebeet. Die Natur folgt ihren eigenen Gesetzmässigkeiten, gewisse Pflanzen wachsen vielleicht nicht wie geplant, andere nehmen Überhand – es ist ein ständiges Beobachten, Erweitern, Verändern und Dazulernen. Aber gerade dieses Dabeisein, wie sich ein Ökosystem entwickelt, ist eine bereichernde Angelegenheit. Und letztendlich geht es nicht nur darum, was herauszuholen ist. Mit einem Waldgarten gibt man der Natur ein Stück Land zurück und vielen Vögeln, Insekten und Wildtieren einen willkommenen Raum zum Leben.

Brennessel im Wald

Brennessel, die Allerweltspflanze schlechthin: Nahrung für Mensch und Tier, Heilkraut und ideale Mulchpflanze.