Bäume und Sträucher werden meistens aufgrund ihrer Wuchsform und ihres Blattwerks in einen Garten gepflanzt. Erst spät im Jahr, wenn die Blätter von den Herbstwinden davongeweht wurden, entdeckt man manch eine Rindenschönheit in ihrer ganzen Pracht.
Wie die menschliche Haut hat auch die Rinde verschiedene Schichten, Aufgaben, Funktionen und sie ist für den Baum oder den Strauch ebenso überlebenswichtig. Wer von Rinde spricht, meint meistens die sichtbare Schicht, die Borke. Die Rinde setzt sich zusammen aus der Borke, die aus abgestorbenen Zellen besteht, und dem Bast, in dem die Assimilate des Baumes in Form von Zuckerlösungen transportiert werden. In der nächsten Schicht – dem Kambium – erfolgt das eigentliche Dickenwachstum des Baumes. Hier werden Holzzellen nach innen und Bastzellen nach aussen gebildet. Danach folgen Splint- und Kernholz.
Borke schützt vor Hitze, Kälte und Feinden
Bäume und Sträucher müssen mit Hitze, Frost, Pilzen und Schädlingen, manchmal auch mit Feuer umgehen – kein leichter Job für einen funktionierenden Schutzwall. Die Borke meistert diese Aufgabe hervorragend. Bei den Mammutbäumen kann sie bei alten Exemplaren zwischen 30 und 60 cm stark sein! Dazu haben Bäume weitere Abwehrstrategien wie Harz, eingelagerte Bitterstoffe oder Stacheln, die übermütige Frassfeinde in die Schranken weisen.
Prächtige Baumrinden
In die Wahl eines Baumes sollte man unbedingt auch die Rinde miteinbeziehen, gibt es hier doch aussergewöhnliche Schönheiten zu entdecken. Von bunten Farben über Camouflage-Muster bis zu tief eingefurchten Strukturen – Bäume kleiden sich zum Teil in wahre Festgewänder. Man denke nur an die blütenweisse Eleganz einer Birkenrinde oder die von beige über alle Variationen von grün und grau gefleckte Platane. Auch unsere heimische Waldkiefer mit ihrer tief-gefurchten, schuppig abfallenden Borke, die die rötliche Stammfärbung darunter freigibt oder die sich in papierdünnen Streifen lösende Borke des Zimtahorns sind einfach grossartig anzusehen.
Gehölze für kleinere Gärten
Wer nicht soviel Platz für grosse Bäume hat, findet vielleicht am Roten oder am Tatarischen Hartriegel gefallen – diese Gehölze leuchten vor allem im Winter mit ihren prächtigen roten Ästen im Garten. Auch die Japanische Nelkenkirsche passt in kleinere Gärten und ihre mahagonifarbene Rinde hat einen noblen Glanz. Eine weitere Rindenschönheit ist der Flügel-Spindelstrauch, der nach dem Fall des feuerroten Herbstlaubes seine attraktiven Äste zeigt, die längs mit vier flügelartigen Korkleisten versehen sind.
Borke für den Hausgebrauch
Man begegnet der Rinde oder Borke aber nicht nur im Garten. Beim Öffnen der nächsten Flasche Wein holen Sie ein Naturprodukt aus der Flasche: Der Kork stammt von der Korkeiche, die im Mittelmeerraum weit verbreitet ist. Sie ist die einzige Baumart, die eine Schälung der Borke überlebt, weil das Kambium bei der Ernte nicht verletzt wird. Auch die Weihnachtsguetzli habens in sich: Zimt wird aus Borke gemahlen, er stammt vom Echten oder Ceylon-Zimtbaum. Ausserdem finden verschiedene Baumrinden in der Heilmedizin seit Jahrtausenden Anwendung.
Schnee-Birke 'Doorenbos'
Die Schnee-Birke 'Doorenbos' ist ein eleganter, mittelgrosser, meist eher kurzstämmiger Baum mit breit kegelförmiger Krone, kleinblättrigem Laub und goldgelber Herbstfärbung. Bei der Schnee-Birke 'Doorenbos' ist die auffällige Rinde zu Beginn olivbraun, wird mit den Jahren reinweiss und löst sich in Querstreifen ab. Als Pioniergehölz ist die Birke der Sonne stark ausgesetzt, sie schützt sich so vor dem Aufheizen des Stammes.
Zimt-Ahorn
Die dekorative Rinde des Zimt-Ahorns nimmt man nicht erst im Herbst wahr, sie ist einfach zu augenfällig. Die rotbraune bis braune, sich in feinen, papiernen Streifen quer abschälende Haut ist charakteristisch für den Kleinbaum. Sein malerischer, oft mehrstämmiger Wuchs, die bernsteinfarbenen Austriebe der dreizähligen Blätter und die leuchtend scharlachrote Herbstfärbung machen ihn zu einem Star im Garten.
Eisenholzbaum
Ähnlich wie die Platane zeigt der Stamm des Eisenholzbaumes ein prächtiges Camouflage-Muster. Die Flecken sind von hell- bis dunkelgrau gefärbt und haben eine glatte bis raue Struktur. Das auffallende Muster passt zum noch auffälligeren, ledrigen Laub, das zuerst mit rötlichem Rand wächst, dann in ein sattes Grün übergeht, um sich im Herbst filmreif zu verfärben.
Ahornblättrige Platane
Wer Schatten sucht, hat mit einer Platane eine gute Wahl getroffen. Der ausladende Baum punktet mit seinem schönen, ahornartigen Laub, aber vor allem mit seiner dekorativen Camouflage-Rinde. Platanenrinde kann je nach Baum von Beige über Olivgrün bis zu verschiedenen Grau- und Braun-Nuancen reichen. Mit dem Wachstum löst sie sich in kleinen Stücken ab.
Sieben-Söhne-des-Himmels-Strauch
Der Strauch mit dem poetischen Namen ist mit seinem späten, duftenden Blütenreichtum, den auffälligen, violettroten Fruchtständen und den langen, gebogenen Blättern an und für sich schon ein Hingucker. Unterstrichen wird der ausserordentliche Zierwert des anspruchslosen Gehölzes mit seiner beige bis ockerfarbenen, mit weiss und grau durchzogenen, längs abblätternden Rinde.
Flügel-Spindelstrauch
Im Herbst verfärbt sich der Flügel-Spindelstrauch in ein dermassen leuchtendes Rot, dass er weitherum sichtbar ist. Sind die Blätter gefallen, geben sie den Blick frei auf die äusserst attraktiven, braunen flügelartigen Korkleisten, von denen vier rundum an den Ästen angeordnet sind. Besonders an den frischen, grünen Ästen sehen sie sehr dekorativ aus.
Roter Hartriegel
Der Rote Hartriegel ist eine einheimische Rindenschönheit. Im Herbst verfärben sich seine Blätter in ein schönes, intensives Rot. Nach dem Laubfall leuchten seine ebenfalls roten, auffallenden Äste prächtig. Zusammen mit anderen Hartriegelsorten mit gelben oder orangen Ästen, oder wenn Schnee liegt, kontrastieren die Äste mit der winterlich-farblosen Umgebung wunderbar.