Ihre schwarzen Knopfaugen, die lange Nase, das pelzig-stachelige Outfit und ihre drollige Art machen sie einfach zu sympathischen Gartengästen. Igel sind aber nicht nur herzig, sondern auch nützlich und wichtig. Und sie brauchen unsere Hilfe.

Sie verschlafen normalerweise den Tag in einem Versteck, um dann in der Dämmerung und nachts nicht gerade leise durch die Gärten zu stöbern, immer auf der Suche nach einem feinen Leckerbissen. Sie rascheln durchs Laub, durchforsten die Gegend schnuppernd und wenn sie etwas Feines gefunden haben, z.B. eine leckere Raupe, wird diese laut schmatzend gefressen. Richtig laut wirds aber erst, wenn sie einem Artgenossen begegnen: Mit schnauben, fauchen, kreischen oder keckern machen sie ihrem Ärger, oder – bei einem paarungsbereiten Männchen oder Weibchen – auch ihrer Wollust Luft.

Stachelbewehrte Einzelgänger

Unsere Igel sind eines der ältesten noch lebenden Säugetiere, die schon lebten, als es noch Mammuts gab. Bei uns in Europa heimisch ist hauptsächlich der Braunbrustigel (Erinaceus europaeus), der ausgewachsen schon mal 1,5 kg schwer werden kann. Das Stachelkleid, das bei einem erwachsenen Igel aus 6000 bis 8000 Stacheln besteht, schützt ihn sehr effektiv vor Feinden. Bereits kleine Igelbabys haben rund 100 Stacheln, die bei der Geburt noch weich und in die Haut eingebettet sind. Jede der bei ausgewachsenen Igeln 2 bis 3 cm langen Stacheln besitzt einen eigenen Muskel – rollt der Igel sich ein, ist er eine Kugel aus kreuz und quer auf gerichteten, undurchdringlichen Bajonetten.

Igelbabys im Nest

Durchschnittlich vier bis fünf Igelbabys pro Wurf kommen in den Monaten August und September auf die Welt. Sie sind taub und blind, besitzen rund 100 weiche Stacheln und werden von der Igelin noch ca. sechs Wochen gesäugt.

Nützling und Feinschmecker für den Garten

Igel sehen nicht besonders gut, dafür ist ihr Geruchssinn hervorragend und auch das Gehör sehr ausgeprägt. Ihr Speiseplan macht sie zu einem wichtigen Nützling im Garten, man tut gut daran, ihnen eine passende Umgebung zu schaffen. Sie mögen gerne Käfer, Larven (z.B. auch die schädlichen Eulenfalterlarven), Regenwürmer, Tausendfüssler, Schnecken, Spinnen und verschmähen auch ein Ei von einem bodenbrütenden Vogel oder Aas nicht. Pflanzliche Nahrung mögen sie nicht und können sie auch nicht gut verdauen.

Anspruchslose Untermieter

Genügend Futter und gute Versteckmöglichkeiten sind das Wichtigste für Igel, ansonsten sind sie bescheiden, was ihren Lebensraum angeht. Sie leben daher oft in der Nähe des Siedlungsraums, in Parks und Gärten. In einem Naturgarten finden sie Hecken, Asthaufen, Gebüsche und Laub, das nicht umgehend zusammengeräumt wird. Ihr Lebensraum bzw. Streifgebiet kann in ländlichen Gegenden gut und gerne zwischen 30 und 100 ha einnehmen.

Wildhecke für Vögel und Igel

Eine richtig schön dichte Wildhecke ist nicht nur für viele Vögel Nistplatz und Nährgehölz – auch Igel nützen sie gerne, um den Tag ungestört zu verschlafen.

Hauptsächlicher Feind: Der Mensch

Fuchs, Dachs, Marder und Uhu sind die natürlichen Feinde des Igels, selten auch ein Hund oder eine Katze. Aber sie sind nichts im Vergleich zum Menschen, der hauptsächlich dafür verantwortlich ist, dass Igel zu Tode kommen. Vor allem auf den Strassen sterben viele Igel, aber auch die intensive Landwirtschaft, die Zersiedelung der Landschaft und «sterile» Gärten rauben ihm Platz und Lebensgrundlage.

Der Traumgarten für stachelige Gartengäste

Je unaufgeräumter ein Garten ist, umso eher fühlen sich Igel wohl. Ast-, Stein- und Laubhaufen, dichte Hecken und Gebüsche sind die Wohnräume von Insekten, und wo die Beute wohnt, gefällt es auch dem Jäger. Grundsätzlich passen in den igelfreundlichen Naturgarten am besten einheimische Sträucher, Gehölze und Stauden. Sie sind für unsere Insekten ideal als Nahrung und Lebensraum. Vor allem Heckenpflanzen sollten möglichst bis am Boden dichtes Laub haben, sie dienen dem Igel als Versteck und Schlafplatz. 
Damit Igel jederzeit Zugang zu Wasser haben, kann man ihnen vom Frühling bis in den Herbst flache Wasserschalen im Garten aufstellen. Aber niemals mit Milch füllen, Igel sind laktoseintolerant.

Asthaufen für Kleintiere und Insekten

Ein ordentlicher Asthaufen darf eigentlich in keinem Naturgarten fehlen. Viele Kleintiere und Insekten finden hier Unterschlupf. Auch der Igel verbringt gerne den Tag oder gar den Winter unter einem Asthaufen.

Gefahren für Igel vermeiden

Klassische Igelfallen wie Luftschachtgitter müssen unbedingt mit einem Vlies oder einem sehr engmaschigen Gitter abgedeckt werden, die Tiere bleiben sonst darin stecken und brechen sich die Beine. Fadenmäher sind üble Gefahren für Igel, falls zwingend einer eingesetzt werden muss, suchen Sie vor dem Mähen das Gelände ab und lassen Sie Mähroboter unbedingt nur tagsüber laufen. Gartenteiche und Pools sollten über einen Ausstieg verfügen. Gewähren Sie den nützlichen Tieren ausserdem einen (oder mehrere) Durchschlupf bei Gitterzäunen oder lassen Sie am Boden mindestens 15 cm Raum.

Zaunlücke im Garten

Hier wohnt ein Igelfreund, der für die willkommenen Wildtiere eine Lücke im Zaun offengelassen hat.  

Auf chemische Schädlingsbekämpfungsmittel sollte in einem Naturgarten wenn immer möglich verzichtet werden. Im Weiteren ist Lichtverschmutzung ein zusätzliches Problem für die Igel und andere Tiere. Lassen Sie darum nachts nicht unnötig Lichter brennen, sie sind verantwortlich für den Tod von Millionen von Insekten, die ihrerseits Futtertiere von vielen anderen Tieren sind.

💡Igel in Not?

Falls Sie einen Igel finden, der tagsüber unterwegs ist, torkelt, hustet oder sich sonst irgendwie auffällig verhält, dann sichern sie ihn in einer genug hohen Kartonschachtel. Bringen Sie ihn anschliessend zu einer Igelstation, wo ihm geholfen wird. 
Im Aargau befinden sich in Dürrenäsch und Seon je eine Igelstation, detaillierte Angaben sind unter www.igelhilfe-mittelland.ch und www.pro-igel.ch zu finden.