Das Beobachten der fröhlichen Besucher ist eine herrliche Beschäftigung. Sie können einiges dafür tun, damit sich Vögel bei Ihnen wohlfühlen und zu Dauerbesuchern in Ihrem Garten werden.
Gehören Sie zu den Lerchen, also zu jenen Menschen, die gern früh aufstehen? Dann kennen Sie dieses wunderbare Ritual bestimmt: Sie öffnen – vielleicht mit einer Schale duftendem Tee in der Hand – an einem schönen Morgen die Türe zum Garten und werden enthusiastisch begrüsst. Rundherum ertönt ein Konzert! Es zwitschert fröhlich in allen Tonlagen, und Sie müssen dafür noch nicht einmal auf dem Land wohnen, denn Siedlungen beherbergen heute oft ein wesentlich reicheres Vogelleben als das Kulturland.
So heissen Sie Vögel willkommen
Besonders gilt das, wenn Sie Ihren Garten naturnah gestalten. Optimale Lebensbedingungen für die Vogelwelt schaffen Sie zum Beispiel mit einheimischen Pflanzen, durch Reduktion chemischer Pflanzenbehandlungsmittel und durch Zulassen des einen oder anderen Unkrauts als Nahrungsangebot – zum Beispiel für Distelfink und Hänfling.
Dornsträucher, dicht wachsende Bäume und üppiges Fassadengrün (das geht auch vom Balkon aus) bieten vor Räubern gut geschützte Nistplätze. Und wo Freiflächen möglich sind und ein Mosaik aus Blumenrasen, Büschen, ein paar Obstbäumen oder Beerensträuchern und einem Komposthaufen einem pflegeleichten grünen Rasen vorgezogen werden, treffen Sie Distelfink, Mönchsgrasmücke und Grauschnäpper.
Mensch und Tier in Gemeinschaft
Fühlen sich Vögel durch uns im Garten nicht gestresst? Petra Horch, dipl. Landschaftsarchitektin HTL bei der Schweizerischen Vogelwarte Sempach, erklärt: «Es kommt tatsächlich oft vor, dass sich Vögel zum Nisten ausgerechnet einen Ort wählen, an dem wir uns – sobald die Temperaturen wärmer sind – auch gern aufhalten. So bauen sie sich dann beispielsweise ein Nest direkt in der Öffnung über den Sonnenstoren oder in einer geschützten Balkonkiste. Dann sind wir Menschen eine Störung und fühlen auch uns selbst gestört. Das Gesetz sagt in diesem Fall: Nicht eingreifen! Und es dauert ja meist nur etwa einen Monat vom Eierlegen übers Ausbrüten bis und mit Aufzucht der Kleinen.»
Wer brütet wo?
Unterschieden, so Petra Horch, wird zwischen Heckenbrütern wie der Amsel, Halbhöhlenbrütern wie der Bachstelze oder dem Grauschnäpper und Höhlenbrütern wie Kohlmeise und Blaumeise: «Besorgen Sie Nisthilfen. Ob dann die gewünschte Art einzieht, ist schwierig zu sagen. Es kann auch einmal ein Wespennest entstehen. So oder so muss sich jeder überlegen, ob er bereit ist, sein Wohnzimmer unter freiem Himmel mit anderen zu teilen. Das ist ein Grundentscheid. Man kann Vögel ja nicht erziehen. Sie sind, was sie sind. Und da wir gerade bei natürlichem Verhalten sind: Bitte im Frühling keine Vögel füttern, nur im Winter.»
Die kleinen Hilfen mit der grossen Wirkung
Abrunden können Sie den vogelfreundlichen Garten mit Vogelbädern, künstlichen Nisthilfen und Winter-Futterstellen, selbstverständlich erhältlich im Gartencenter von Zulauf. Petra Horch: «In kleinen Gärten wird eher selten gebrütet. Aber Sie können – ausser durchs Setzen passender Pflanzen – recht leicht noch weitere Bedürfnisse der Vögel befriedigen. Ein Sandbad zur Gefiederreinigung oder eine Tränke werden gut angenommen, wenn sie so übersichtlich stehen, dass Katzen keine Chance haben.»
Wild heisst: ungezähmt
Petra Horch betont gerne, dass wir in unseren Gärten keine festen Wohnungen für Vögel bieten, sondern ein Restaurant, allenfalls ein Hotel im jahreszeitlichen Wechsel: «Gartenbesitzerinnen und -besitzer müssen sich im Klaren sein, dass der vogelfreundliche Garten nicht zur Zucht dient, sondern als Lebensraum, der frei zur Verfügung steht. Wildtiere kommen zu Ihnen oder dann eben nicht. Das ist nicht kontrollierbar. So oder so braucht das Anlegen eines vogelfreundlichen Gartens Zeit und Geduld. Aber der Aufwand lohnt sich.»
Was und wann anpflanzen?
Typische Vogelnährgehölze pflanzen Sie mit Vorteil im Herbst. Bei Zulauf finden Sie zum Beispiel Felsenbirne, Kornelkirsche, Berberitzen und natürlich Wildrosen mit ihren Hagebutten oder Schwarzen Holunder. Lassen sie die Fruchtbestände im Winter möglichst lange hängen, damit Ihre zwitschernden Besucher etwas zu futtern haben. Ganz generell gilt bei Sträuchern: Nicht alles abgefallene Laub entfernen (in Laubhaufen findet auch der Igel einen Überwinterungsplatz) und nach dem Pflanzen alles für ein paar Jahre wachsen lassen, bevor dann die Hecke verjüngt wird.