Kelter- und Edeltrauben werden seit Jahrtausenden angebaut. Trotz Krankheiten und Schädlingen gelang es, robuste und schmackhafte Sorten zu züchten, die zu Wein verarbeitet oder als Tafeltrauben genossen werden – auch frisch aus dem eigenen Garten.
Tafeltrauben sind ein exquisiter Genuss und sehr gesund, am besten sind sie frisch geschnitten von der Rebe im eigenen Garten. Wer sich diese Köstlichkeit gönnen möchte und genug Platz hat, sollte sich vor dem Pflanzen ein paar grundlegende Gedanken machen. Standort, Sorte und Pflege entscheiden über Erfolg oder Misserfolg der persönlichen Traubenernte. Um die Angelegenheit mit der Sortenwahl zu verstehen, hilft ein Blick zurück.
Die Wiege der Weinkultur
Grabmalereien und -beigaben legen nahe, dass bereits im alten Ägypten um 2500 v. Chr. Wein produziert wurde. Allgemein wird aber Europa als Wiege der heutigen Weinkultur angesehen. Von den Griechen gelangte das Wissen um die Weinherstellung an die Römer und diese verbreiteten den Anbau in ganz Europa. Vor rund 500 Jahren hatten Auswanderer und Missionare Rebstöcke im Gepäck und begründeten so den Weinbau in der Neuen Welt und auf weiteren Kontinenten dieser Erde. Obwohl der grösste Teil aller Trauben weltweit der Weinherstellung dient, wurden in den letzten Jahrhunderten auch explizit verschiedene Sorten Tafeltrauben gezüchtet.
Krankheiten und Schädlinge der Reben
Im 19. Jahrhundert gelangten der Echte und Falsche Mehltau aus Nordamerika nach Europa, die unseren Reben massiv zusetzten. Und als wäre das nicht genug, tauchte auch noch die Reblaus auf, ebenfalls ein Direktimport aus Nordamerika – der Super-GAU für die europäischen Reben, der Weinbau stand vor dem Zusammenbruch. Durch gezielte Veredelung von europäischen Edelreben auf amerikanische Unterlagsreben entstanden Sorten, denen die Reblaus nicht mehr viel anhaben konnte. Eine Mischung aus Kupfer und Schwefel, mit der die Reben gespritzt wurden, minimierte den Mehltau. Die heutigen modernen Kreuzungen von Europäer- und Amerikanersorten, sog. Hybridreben, sind noch viel weniger anfällig auf Mehltau. Auf diese Weise kam der europäische Rebbau wieder aus der Krise. Heute sind Italien, Frankreich und Spanien die bedeutendsten Weinbauländer der Welt.
Amerikaner, Europäer oder Hybriden?
Für die Pflanzung einer Tafelrebe im Hausgarten stellt sich die Frage: Für welche Sorte entscheidet man sich am besten? Europäersorten kommen eigentlich nur in Frage, wenn ein sonniger und vor allem von Regen geschützter Standort vorhanden ist, sie sind freistehend sehr anfällig auf Pilze und müssen mit chemischen Mitteln regelmässig gespritzt werden. Wir empfehlen Ihnen deshalb Amerikaner- oder Hybridreben – sie passen auch in einen biologischen Garten, da sie anspruchslos und wenig anfällig auf Krankheiten und Schädlinge sind.
Der richtige Standort für Weinreben
Tafelreben sind wahre Sonnenanbeter und möchten am liebsten an einem vollsonnigen, warmen Standort stehen. Am besten ist ein windgeschützter Platz an einer Hauswand mit Ausrichtung nach Süden, Südwest oder Südost. Ideal ist auch eine besonnte Pergola, an der die rankenden Reben gerne hochwachsen und darunter für kühlenden Schatten sorgen. Es gibt auch Rebensorten für halbsonnige Standorte. Wer einer Rebe aber keinen passenden Platz bieten kann, sollte von einer Pflanzung absehen. Für sie gilt (wie für viele andere Pflanzen übrigens auch): Der passende Standort ist ein absolutes Muss.
Weisse oder blaue Tafeltrauben?
Wissenschaftler haben herausgefunden, dass die weissen und roten Sorten vermutlich auf Gen-Mutationen zurückzuführen sind, ursprünglich soll es nur blaue Sorten gegeben haben. Welche Sorte man für die Pflanzung im Garten wählt, ist aber reine Geschmackssache. Grüne, gelbe, bernsteinfarbene, rote oder blaue Trauben eignen sich alle gleich gut für den Hausgarten. Damit Sie für Pflanzung und Pflege und vor allem für den Schnitt Ihrer Hausrebe ausreichend Informationen erhalten, empfehlen wir Ihnen unseren Kurs «Rebenschnitt», der jedes Jahr im Januar stattfindet, oder unseren Fachartikel zum Thema Reben schneiden. Natürlich stehen Ihnen auch unsere Fachberaterinnen und -berater im Gartencenter gerne zur Verfügung. Nachfolgend stellen wir Ihnen einige bewährte Rebensorten vor.
Amerikanerrebe Lakemont
Die mittelgrossen, weissen Beeren sind süss, saftig und feinschalig, die Trauben langgezogen und kompakt. Die Lakemont (auch New York genannt) ist eine relativ stark wachsende und eine der beliebtesten und bekanntesten kernenlosen Sorten.
Amerikanerrebe Buffalo
Die grossen, lockeren Trauben mit saftigen, würzigen Beeren sind sehr aromatisch und haben wie alle Amerikanerreben den typischen Foxgeschmack, der allerdings bei Vollreife kaum noch spürbar ist. Die Buffalo ist eine starkwachsende, anspruchslose, mittel- bis spätreifende Sorte.
Hybridrebe 'Suffolk Red'
Eine schöne Exotin unter den Tafeltrauben mit roten, grossen und kernlosen Beeren an mittelgrossen, lockeren Trauben. Die Hybridrebe 'Suffok Red' reift mittelfrüh, ist ertragreich, starkwachsend und sehr gut geeignet für Pergolen.
Hybridrebe 'Birstaler Muskat'
Die robuste Hybridrebe 'Birstaler Muskat' mit starkem Wuchs ist eine Schweizer Züchtung. Die mittelgrossen, knackigen Beeren haben einen süssen, typischen Muskatgeschmack und wachsen an locker geformten Trauben. Sehr frühe Reifezeit (ab Mitte August).
Amerikanerrebe 'Magliasina'
Die schwarzblauen, mittelgrossen Beeren wachsen an langen Trauben und haben einen süss-sauren, typischen Fox-Geschmack. Die starkwachsende Sorte 'Magliasina' eignet sich mit ihren sehr grossen und dekorativen Blättern hervorragend für eine Pergola. Sie ist ab Mitte September essreif.
Hybridrebe 'Arkadia'
An der robusten Hybridrebe wachsen grosse, spitzovale Beeren an riesigen Trauben. Die kernarmen Beeren haben ein süsses, feinfruchtiges Aroma. Die starkwachsende Rebe 'Arkadia' ist frühreifend und bringt regelmässig hohe Erträge.
Hybridrebe 'Venus'
Die dicken, fleischigen und kernlosen Beeren wachsen an grossen, lockeren Trauben. Sie sind sehr aromatisch und süss. Die robuste, gesunde und anspruchslose Hybridrebe 'Venus' hat einen starken Wuchs und dekorative Blätter. Essreife ab Mitte September.