Nicht nur in der Menschenwelt gibt es Stars und Sternchen, auch in der Tier- und Pflanzenwelt werden jedes Jahr die Oscars verteilt. Damit will man nicht auf Schönheit oder schauspielerische Fähigkeiten aufmerksam machen (welche zwar durchaus auch gegeben wären), sondern eher auf den dringend notwendigen Schutz dieser besonderen Akteure auf der Bühne der Natur.

Leuchtkäfer

Glühwürmchen (Lampyris noctiluca)

Tier des Jahres 2019 – Glühwürmchen (Lampyris noctiluca) Geheimnisvolle, elfenhafte Lichter tanzen durch laue Sommernächte: Das Glühwürmchen fasziniert seit jeher kleine und grosse Naturfreunde.

Dabei handelt es sich weder um ein Würmchen noch um ein Glühen. Der richtige Name «Leuchtkäfer» stellt das denn auch klar. Mit dem mystischen Leuchten signalisieren die putzigen Käfer Paarungsbereitschaft. Nach der Paarung gehen die Lichter aber aus; die Männchen sterben und die Weibchen beginnen einige Tage später mit der Eiablage. Apropos putzig, hier trügt der Schein im wahrsten Sinne des Wortes: Die Larve des Glühwürmchens ist ein ausserordentlich gefährlicher und erfolgreicher Jäger. Auf seinem Speisezettel stehen hauptsächlich Schnecken, und diese können bis zu 200-mal schwerer sein als der hungrige Jäger. Er klettert von hinten auf die Schnecke und tötet sie mit einem Giftbiss. Innert Tagesfrist wird sie dann genüsslich verzehrt. Fressfeinde warnt die Larve selbst mit einem kurzen aufleuchten des Leuchtpunktes auf dem Hinterteil. Ein feiner Zug, denn die Larve des Glühwürmchens ist giftig und damit ungeniessbar.

Leider gehen bei dieser Art die Bestände stetig zurück. Fehlende Lebensräume und Lichtverschmutzung machen diesem bezaubernden Zeitgenossen das Leben schwer.

Rostrote Mauerbiene

Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis)

Die rostrote Mauerbiene ist sehr kälteresistent, sie ist darum als eine der ersten Bienenarten im Jahr bereits unterwegs.

Sie hat nicht nur einen ausserordentlich schönen und flauschigen Pelz, sie ist auch sehr fleissig und überhaupt nicht wählerisch bei der Pollensuche. Obst und Beeren, aber auch Kräuter, Bäume und Rosengewächse stehen auf Ihrem Pollen-Sammelplan und machen sie zu einer äusserst wichtigen Bestäuberin sowohl für die Gartenwelt als auch für die Landwirtschaft. Wer das hübsche Tier aus der Nähe beobachten will, kann das problemlos tun, der Mauerbiene ist die Unsitte zu stechen nämlich gänzlich fremd. Sie ist äusserst erfinderisch, was den Bau ihrer Nester anbelangt. Nicht alle sind so musikalisch oder wählerisch, aber es wurden tatsächlich schon Nester in einer liegengelassenen Blockflöte oder in einem eingerollten Teppich auf einer Terrasse gefunden. Normalerweise nestet die Rostrote Mauerbiene in Hohlräumen jeglicher Art, ob an Mauern, in Totholz oder sonstigen sich anbietenden Möglichkeiten. Oder – und hier ist die Chance für neugierige Beobachter – sie freut sich natürlich über ein schönes Bienenhotel.

Die rostrote Mauerbiene selbst ist (noch) nicht bedroht, sie gehört aber zu einer gefährdeten Spezies, die unbedingt gefördert und geschützt werden sollte. Rund die Hälfte aller Wildbienenarten in der Schweiz sind vom Aussterben bedroht. Die zersiedelte Landschaft und die intensive Landwirtschaft machen ihnen zu schaffen.

Disteln im Herbst

Disteln

Die stacheligen Disteln haben längst ihren Siegeszug durch unsere Gärten gehalten. Früher galten sie als Unkraut, heutzutage sind sie durch ihre andersfarbige Erscheinung und Form und zum Teil äusserst dekorativen Blüten gerngesehene Gäste in Staudenbeeten.

Dieses Jahr wurde mit den Disteln eine ganze Pflanzengruppe zur Staude des Jahres gekürt. Das kommt nicht von ungefähr. Die kratzbürstigen Stauden, die botanisch gesehen Dornen haben, sind eine äusserst vielseitige Pflanzengruppe. Wer kennt sie nicht, die zart schimmernde Silberdisteln, welche uns in den Bergen begegnen und uns mit dem Schliessen der filigranen Blütenblätter anzeigen, dass Regen im Anzug ist? Als Gartenstaude sind sie in den unterschiedlichsten Farben, Formen und Grössen erhältlich und werden von Insekten und Vögeln, allen voran vom schönen Distelfink, wonnevoll als Nahrungsquelle angenommen. Last but not least schaffen sie im Winter, mit Raureif und Schnee bedeckt, fantastische Gartenbilder. Also bitte erst im Frühjahr zurückschneiden!

Johanniskraut

Johanniskraut  (Hypericum perforatum) 

Viele Mythen ranken sich um das Johanniskraut, das seit dem Altertum dafür bekannt ist, Unheil und Böses zu vertreiben. Als «Sonnenkraut» trägt es die Kraft der Sonne in sich und ist Teil von verschiedenen Ritualen zur Sommersonnenwende, in welcher Zeit es auch in voller Blüte steht.

So hat das echte Johanniskraut seinen Namen vom Geburtstag Johannes des Täufers, der angeblich am 24. Juni gewesen sein soll.

Das Johanniskraut ist wohl eines der ältesten bekannten Heilkräuter, seine vielen Namen zeugen von der langen Geschichte: Waldpurgiskraut, Sonnwendkraut, Blutkraut, Johannisblut oder Teufelsblut und viele mehr. Letztere sind dem blutroten Saft bzw. dem Hypericin zu verdanken, der austritt, wenn man die Blätter verreibt. Das Kraut wurde darum auch lange Zeit als Färberkraut verwendet.

Dem Johanniskraut werden vielerlei Heilwirkungen zugeschrieben, am bekanntesten ist die positive Wirkung auf depressive Gemütsverstimmungen, weshalb es gerne als «pflanzliches Antidepressivum» bezeichnet wird. Es soll aber auch sonst beruhigend wirken bei Kopfschmerzen, Schlafstörungen und allgemein bei Nervosität.

Botanisch gesehen zählt die Art zur Familie der Johanniskrautgewächse (Hypericaceae). Die hübschen gelben Blüten erinnern etwas an kleine Windräder, die hellgrünen, kleinen Blätter bilden einen schönen Kontrast zu den Blüten. Damit hat diese Heilpflanze durchaus ein sonniges Plätzchen im Garten verdient.