Wildtriebe bei Rosen, die unterhalb der Veredlungsstelle wachsen, stammen von der ursprünglichen, wilden Sämlingspflanze. Man erkennt sie sofort an den andersartigen Blättern.

Rosen veredeln

Die in vielen Farben in Gärten blühenden Rosensorten werden fast ausnahmslos veredelt, meistens in Baumschulen. Dies gilt für Buschrosen ebenso wie für Kletter-, Strauch- und Stammrosen. Als Unterlage, somit den Wurzelteil der Pflanze, werden ausgelesene Sämlingspflanzen verwendet, wobei für die darauf veredelten Edelsorten die dazu am besten geeignete Wildrosenart verwendet wird. Zur Aufzucht der Unterlagen werden die Hagebutten bestimmter auserlesener Wildpflanzen eingesammelt, die Samen entnommen und in Behältern mit spezieller Erde feucht gelagert, was «stratifizieren» genannt wird. Je nach Rosenart dauert es wenige Monate bis zu über zwei Jahren, bis die Samen durch den Prozess der Stratifikation keimfähig geworden sind und im Frühjahr in Beete ausgesät werden können. Im Herbst nach der Saat werden die Sämlinge ausgegraben, über den Winter in einem Kühlraum gelagert, geputzt und beschnitten, um danach in Reihen aufs Feld gepflanzt zu werden. Im August, sobald ausgereifte Edelreiser zur Verfügung stehen, wird die Sämlingsunterlage am Wurzelhals veredelt, wobei die Methode der «Okulation» angewandt wird. Das lateinische Wort «oculus», zu Deutsch «Auge», deutet an, dass von der Edelsorte nur ein einziges Auge benötigt wird, das in den Wurzelhals der wilden Unterlage eingesetzt wird. Das nach der Okulation durch Anhäufeln mit Erde im Dunkeln gehaltene Edelauge wächst unter optimalen Bedingungen nach etwa zehn Tagen an, treibt aber in der Regel im gleichen Jahr nicht mehr aus. Im darauffolgenden Frühjahr, aber vor dem Austrieb, wird die Wildkrone über dem Edelauge weggeschnitten. Nun treibt dieses einzige verbliebene Auge aus und wächst unter fachmännischer Pflege zu einem Rosenbusch heran, der im Spätherbst ausgegraben wird und mit nackten Wurzeln schon verkauft werden kann oder in einen Topf gepflanzt wird, um dann im folgenden Jahr als schon prächtig blühende Pflanze zum Kunden zu gelangen.
Stammrosen werden nicht am Wurzelhals, sondern in der gewünschten Kronenhöhe veredelt. Der Stamm besteht also wie die Wurzel aus der wilden Sämlingspflanze. Um den schön geraden Stamm zu bilden, müssen die wilden Sämlingsunterlagen mindestens ein Jahr länger vorkultiviert werden als dies für Buschrosen notwendig ist. 

Wildtriebe

Allen veredelten Rosen gemeinsam ist das Problem der Wildtriebe, die aus dem Boden schiessen. Alle Triebe, die unterhalb der Veredlungsstelle entspringen, sind wild, was an ihren andersartigen, feineren Blättern und dem anderen Triebcharakter leicht erkannt werden kann. Sie entwickeln ihre schlichten Blüten meistens erst im zweiten oder in späteren Jahren und wachsen kräftig. Werden sie nicht laufend an ihrer Basis entfernt, überwuchern sie bald den Edelteil und stossen ihn gar ab. Zum Entfernen der Wildtriebe ist es oft notwendig, etwas Erde auszuheben, um dann das Wilde mit einem Messer dicht an der Wurzel wegschneiden zu können, womöglich noch mit etwas Wurzelgewebe dabei. Noch besser ist es, wenn der Wildtrieb aus der Ansatzstelle herausgerissen werden kann. Wird diese Arbeit nicht gründlich gemacht, treiben im folgenden Frühjahr an derselben Stelle wieder Wildtriebe hervor, stets mehr und mehr.

Wildtriebe bei Stammrosen

Bei Stammrosen wachsen gelegentlich aus am Stamm vorhandenen Augen, auch aus unsichtbaren, sogenannten schlafenden Augen, Triebe hervor, die nach Jahren der Ruhe noch austriebsfähig sind. Weil der Stamm wie die Wurzel ebenfalls wild ist, müssen solche Triebe laufend kurz nach dem Austrieb entfernt werden. Das kann ohne Werkzeug, lediglich mit den Fingern durch Wegdrücken der noch weichen Sprosse geschehen.