Verschiedene Pflanzenschutzmittel dürfen von Privatpersonen bald nicht mehr verwendet werden. Wir zeigen Ihnen, wo es Alternativen gibt.

Seit dem Jahr 2023 überprüft der Bund die bestehenden Zulassungen der in der Schweiz erhältlichen Pflanzenschutzmittel. Bei einem nicht unbeachtlichen Anteil hat er den Verkauf bzw. die Verwendung eingeschränkt oder sogar komplett verboten. Der Abverkauf von Lagerbeständen darf noch bis Ende Oktober 2025 erfolgen, der Verbrauch von Restbeständen bis Ende Oktober 2026. Dabei wird unterschieden zwischen gewerblichen Verwendern (Landwirtschaft, Gartenbaubetriebe, Baumschulen usw.) und Privatpersonen (die sog. nichtberufliche Verwendung).

Was genau ist ein Pflanzenschutzmittel?

Pflanzenschutzmittel (PSM) gehören in die Gruppe der Pestizide, sie werden vor allem aus ertragstechnischen Gründen in der Landwirtschaft und im Weinbau eingesetzt zum Schutz der Lebensmittelproduktion, aber auch in anderen Bereichen und in Privatgärten finden sie Anwendung. Sie wirken giftig gegen Schadorganismen wie Unkraut (Herbizide), Schädlinge (Insektizide) und Pilze (Fungizide).

Nicht nur die Menge macht das Gift

Nicht alle Pestizide sind gleich gefährlich – die neue Pflanzenschutzmittelverordnung hat unterschiedliche Mittel im Visier. Dazu gehören hochwirksame Gifte wie z.B. Glyphosat, die bei unsachgemässer Verwendung regelrechte Kollateralschäden anrichten, wie auch biologische Mittel wie zum Beispiel solche mit Fenchelöl, die eigentlich unbedenklich sind, aber hautätzend oder augenschädigend sein können (beide sind für die nichtberufliche Verwendung nicht mehr erlaubt). 

Schutz von Mensch und Umwelt

Das Ziel der Reduktion von Pflanzenschutzmitteln ist in erster Linie, die Umwelt und insbesondere das Trinkwasser und die Artenvielfalt zu schützen. Rund 40% der Insekten in der Schweiz sind zum Beispiel vom Aussterben bedroht – einerseits durch Pestizide und andererseits, weil ihnen der Lebensraum zunehmend fehlt. Wenn man bedenkt, dass sie durch ihre Bestäubungsarbeit die Grundlage unserer Ernährung bilden und gleichzeitig für viele Tiere wie Vögel, Fledermäuse oder Fische selber Nahrungsgrundlage sind, eine bedenkliche Zahl. Ausserdem sollen natürlich auch Menschen vor gesundheitsschädigenden Stoffen geschützt werden – Pestizide gelangen durch das Ausbringen ins Trinkwasser, in unsere Nahrungsmittel und die gesamte Umwelt. Auch die Gefährdung durch das Hantieren mit Pflanzenschutzmitteln soll reduziert werden, darum sind Mittel mit hautätzenden, augenschädigenden oder anders schädigenden Inhaltstoffen für Privatpersonen nicht mehr erlaubt.

Naturgarten

Insekten sind äusserst wichtig für unser ganzes Ökosystem, sie sind für die Bestäubung von Wild- und Nutzpflanzen zuständig und ausserdem für viele Tiere wie Vögel, Fische oder Fledermäuse selber Futter.

Weniger Chemie, mehr Handarbeit

Vor allem im Bereich der Herbizide ist eine merkliche Lücke entstanden und es gibt wenige Alternativen bei den biologischen Mitteln. Das stellt Besitzerinnen und Liebhaber von gepflegten Rasenflächen vor Herausforderungen. Allerdings sind einige Herbizide für Fachleute (die dafür auch eine Ausbildung gemacht haben und regelmässig auffrischen müssen), also Gartenbaubetriebe, immer noch erhältlich. Auch bei sonstigem Unkraut im Garten heisst es: Jäten statt Chemie. Vielleicht hilft es, die innere Einstellung zum «Unkraut» etwas anzupassen oder ihm generell durch gewisse Massnahmen das Leben zu erschweren. 

Lästige Schmarotzer und Pilze

Bei der Bekämpfung von Läusen, Schadraupen, Wanzen, Milben und weiteren Schädlingen gibt es gute biologische Alternativen. Diese sogenannten Kontaktmittel müssen Schädlinge vollkommen einhüllen, es ist darum wichtig, dass die ganze Pflanze rundum damit bespritzt wird. Bei biologischen Mitteln ist oft eine mehrmalige Anwendung nötig, um alle Stadien des Schädlings-Wachstums zu erwischen. Biologische Mittel gegen Sternrusstau und Mehltau werden vor allem vorbeugend angewendet.

Nützlinge im Garten

Eine Schlemmerplatte vom Feinsten für Nützlinge wie Marienkäfer – ein Pflanzenhalm voller Läuse.

Nützlinge machen sich nützlich

Gegen viele unerwünschte kleine Gartenbewohner hilft die Unterstützung der Schädlingspolizei: Die Nützlinge. Marienkäfer, Schlupfwespen, Florfliegen, Ohrwürmer, Raubmilben oder Wildbienen helfen, verschiedene Schädlinge im Zaum zu halten, ja sie finden diese sogar ausgesprochen lecker und verzehren sie en masse. Ein Marienkäfer zum Beispiel kann über 100 Blattläuse am Tag verzehren. Einige der Nützlinge sind als Larven oder ausgewachsene Käfer bei uns im Gartencenter saisonal erhältlich. Unsere Fachpersonen beraten Sie gerne.

Vorbeugende Massnahmen gegen Pflanzenkrankheiten

Damit gar nicht erst allzu viele Pflanzenschutzmittel zum Einsatz kommen, gibt es eine Menge vorbeugende Massnahmen: Mit Mykorrhiza-Pilzkulturen wird das Bodenmilieu verbessert und die Pflanzen werden gestärkt. Ebenso helfen Schachtelhalm-, Brennnessel- oder Beinwell-Jauchen, sie enthalten Stickstoff und verschiedene Mineralien und stärken so die Abwehrkräfte von Pflanzen. Die in einigen Jauchen enthaltene Kieselsäure wirkt auch gegen Schädlinge und Pilzbefall. Eine gute Nährstoff- und ausreichende Wasserversorgung sowie der zur Pflanze passende Standort beugen vielen Krankheiten vor und machen Pflanzen robust und widerstandsfähig gegen Schädlinge.

Natürliche Lebensräume

Totholz und Asthaufen sind wichtige Lebensräume und Überwinterungsmöglichkeiten für verschiedene Insekten wie Käfer, Wildbienen und Schmetterlingslarven.

Die beste Massnahme – ein ausgewogener Garten

Je besser ein Garten die natürlichen Lebensräume abbildet, umso pflegeleichter und weniger anfällig für Krankheiten und Schädlinge wird er. Wer sich generell von Pestiziden und von zu viel Ordnung und Aufräumen verabschieden kann, bietet allen Tieren Platz. Totholz-Ecken, Steinhaufen und Trockenmauern, Blumenwiesen statt Rasenflächen, das Stehenlassen von verblühten Stauden und das Liegenlassen von Laub im Winter – all das sind Massnahmen, die für Insekten, Vögel, Igel und viele andere Tiere ein echter Mehrwert sind.

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