Bäume sind schon seit Jahrtausenden Symbole von Kraft und Langlebigkeit. Sie reinigen unsere Luft, kühlen die Städte und sind aus unserem Naturverständnis und unserer Landschaft nicht wegzudenken.

«Auch wenn ich wüsste, dass morgen die Welt untergeht, würde ich heute noch einen Baum pflanzen.» Schon für Martin Luther, dem man das Zitat zuschreibt, waren Bäume ein Symbol der Hoffnung. Sie strahlen in unserer schnelllebigen Zeit eine enorme Ruhe und Beständigkeit aus. Doch wie geht es eigentlich unseren Bäumen? Wir fragten einen, der es wissen muss.

Matthias Brunner

Der 56-jährige Forstingenieur ETH untersucht mit seinem Team schweizweit über 6500 Bäume jährlich. Die Matthias Brunner AG hat sich spezialisiert auf die unabhängige Beratung von Privaten, die Bäume hegen, sowie von Firmen, Städten und Gemeinden zu Themen wie Sicherheit und Gesundheit von Bäumen und Nachbarrecht.

Matthias Brunner, offensichtlich sind Sie ein Baumfreund, Sie beschäftigen sich sogar beruflich mit ihnen. 

Schon im Kindergarten bin ich immer wieder auf Bäume geklettert und habe im Blätterdach versteckt die Aussicht genossen und Zigarren geraucht bis mir übel wurde. Schliesslich gab ich das Rauchen auf, als ich in die Schule kam, baute Baumhütten, schlug Holz für den Kachelofen meiner Eltern und pflanzte Obstbäume. Nach der Mittelschule begann ich das Forstingenieurstudium an der ETH. Die Faszination für Bäume ist – wie man sieht – bis heute geblieben.

Was fasziniert Sie besonders an Bäumen?

Über ein Drittel der Schweizer Landesfläche ist von Bäumen bewachsen. Sie sind wunderschön, spenden Schatten, kühlen die Umgebung ab und bergen bis heute viele Geheimnisse. Die Arbeit mit ihnen ist spannend.

Was glauben Sie, warum haben wir Menschen Bäume so speziell ins Herz geschlossen?

Wir essen ihre Früchte, pflanzen sie zur Geburt der Kinder, sitzen in ihrem Schatten, bauen Häuser aus Holz ... Und schliesslich können alle von uns diese sinnlichen Wahrnehmungen aus der Schulzeit mit Baumwissen verknüpfen.

Warum sind Bäume so wichtig?

Der Stadtbaum kühlt in heissen Sommern seine Umgebung ab, indem er Wasser verdunstet. Er ziert Gärten, Parks und Strassenränder. Sein Grün hat auch einen wohltuenden Effekt auf gestresste und kranke Menschen.

Wann ist ein Baum überhaupt ein Baum? Beziehungsweise was ist der Unterschied zwischen Gehölz/Strauch und Baum?

Bäume sind botanisch gesprochen ausdauernde, verholzte Samenpflanzen mit dominierender Sprossachse und ausgeprägtem Dicken- und Höhenwachstum. Sträucher haben viele Stämme, verzweigen sich vor allem bodennah und werden deshalb auch nicht so hoch wie Bäume.

Und wie geht es den Schweizer Bäumen in Parks und Gärten?

Grundsätzlich sind die Bäume in einem guten Zustand. Fachleute erkennen mit regelmässigen Checks rechtzeitig, wenn sie gefährlich oder krank werden und entscheiden, ob sie gepflegt oder gefällt und ersetzt werden müssen.

Stichwort Klimawandel: Welche Symptome zeigen klimagestresste Bäume?

Oft ist es schwierig, negative langfristige Einflüsse des Klimas von ungünstigen Standortbedingungen und Krankheiten klar zu unterscheiden. Es lohnt sich, bei nicht vitalen Bäumen genau hinzuschauen, welches die Gründe dafür sind. Ein Baum, der verdorrt, kann unter einem Pilz- oder Schädlingsbefall leiden, zuviel oder zuwenig Wasser erhalten haben, falsch gepflanzt sein oder auf zu wenig luftdurchlässigem Boden stehen. Das Klima ist ein Faktor von vielen.

Welche Baumsorten werden in Zukunft wichtiger sein, welche weniger?

Man geht heute davon aus, dass trockenheits- und hitzeresistente Bäume in Zukunft eher besser gedeihen werden. Ob diese bei uns dann allerdings auch resistent gegen Krankheiten sind, weiss heute niemand.

Warum ist es sinnvoll, auch im Privatgarten Bäume zu pflanzen?

Weil sie eine botanische und ästhetische Bereicherung darstellen, die andere Pflanzen nicht bieten können.

Schattenplatz im Garten

Lauschiger geht es kaum: Ein herrlicher Schattenplatz unter einem ausladenden Baum im Sommer.

Welche Bäume empfehlen Sie für den Privatgarten?

Es kommt auf die Grösse des Platzes an, den die Bäume nach dem Erreichen ihrer Endhöhe beanspruchen dürfen. Faustregel: Der Kronendurchmesser entspricht ungefähr dem Mass der Endhöhe, wenn man die Bäume nicht regelmässig schneidet. Beispiel: Ein Baum, der ungefähr 10 Meter hoch wird, hat eine natürlich gewachsene Krone von 8-10 Metern Durchmesser! Am besten lässt man sich in einer Baumschule beraten und wählt seinen Wunschkandidaten dort auch gerade selber aus.