Obwohl der Winterschnitt wegen den fehlenden Blättern den Überblick erleichtert, hat auch der Sommerschnitt seine Vorteile.

Winterschnitt

Für das Schneiden von Aprikosenbäumen kommen zwei gänzlich verschiedene Zeitpunkte in Frage. Anwendbar sind der Sommerschnitt und der Winterschnitt.

Beim Winterschnitt, der vorteilhaft im März/April durchgeführt wird, haben wir der fehlenden Blätter wegen freien Blick auf das Astgerüst, was den Überblick sehr erleichtert. Entfernt werden beim Winterschnitt zur Hauptsache einjährige Langtriebe. Solche Triebe weisen in der Regel nur Blattknospen auf, die Blütenknospen hingegen finden sich vorzugsweise an Kurztrieben am zwei- und mehrjährigen Holz. An der Spitze aller Triebe steht immer eine Blattknospe. Ältere Fruchtspiesse trocknen gerne ein und sterben ab. Tätige Fruchtspiesse sollten möglichst keine entfernt werden, entstehen an diesen doch die Blüten und Früchte, was viel Kraft benötigt und deshalb die Wuchskraft der Bäume dämpft. Bei Aprikosenbäumen aber ist das Bändigen der Wuchskraft erwünscht und besonders wichtig, wachsen sie doch oft viel zu stark und müssen deswegen mit allen möglichen Mitteln zurückgehalten werden. Beim Entfernen oder Zurückschneiden der Langtriebe im Winter werden im Folgejahr sofort gerne wieder neue gebildet, alle Kraft wird für diese Neubildung eingesetzt, worauf für die Blütenanlage nicht mehr viel übrig bleibt. Es dauert dann Jahre, bis sich der Baum ausgetobt hat und mit dem Tragen von Früchten beginnt. Gut ist es, einige Langtriebe, die meistens senkrecht in die Höhe wachsen, horizontal herunterzubinden, was deren Wuchskraft stark einschränkt, worauf daran die so sehr gewünschten Blütenspiesse gebildet werden.

Sommerschnitt

Der Sommerschnitt ist der schlechten Sicht auf das Holz der vielen Blätter wegen schwieriger durchzuführen als der Winterschnitt, das Ziel der Wachstumsbändigung und somit eines gut tragenden Spaliers ist damit aber rascher und sicherer zu erreichen. Die jungen Langtriebe werden schon im Juli/August, sofort nach der Ernte, entfernt und einige wenige auch waagrecht geheftet, sofern noch Platz dazu besteht. Durch das fast gänzliche Wegschneiden beim Sommerschnitt erreichen wir, dass weniger Blätter da sind, die ansonsten durch ihre Assimilation im Sommer und Herbst Reservestoffe für Holz und Wurzeln erbringen würden. Die so eingelagerten Reservestoffe würden im Folgejahr wiederum ein starkes Triebwachstum fördern. Die Holz- und Blätterbildung hatte im Frühjahr die überschüssige Kraft des Baumes aufgebraucht, jetzt im Sommer verhindern wir durch das Entfernen ein Wiederauffüllen der Reserven. Blütenknospen werden trotzdem gebildet. Günstig ist beim Sommerschnitt auch, dass die Schnittwunden sofort und schön verheilen, was das Eindringen schädlicher Organismen behindert.

Steinobstbäume schneiden

Beim Schneiden von Steinobst ist allgemein im Gegensatz zum Kernobst zu beachten, dass Steinobstbäume nur wenige lebensfähige schlafende Knospen besitzen, also solche, besonders in Astringen, die nur in speziellen Fällen, zum Beispiel nach Saftstauungen bei Schnitt oder Bruch, zum Austreiben kommen. Es ist deshalb stets auf einen einjährigen Seitentrieb oder auf einen gut ausgebildeten Fruchtspiess, der ja zuvorderst eine Blattknospe besitzt, aus welcher ein Neutrieb herauswachsen kann, zurückzuschneiden. Astringe sind die Narben der ehemaligen Knospenschuppen an der Basis von Ästen, Zweigen und Trieben, aus welchen noch nach Jahren der Ruhe Neuaustriebe erfolgen können.
Ganz allgemein gilt bei den ein kräftiges Wurzelwerk ausbildenden Aprikosenbäumen, dass, sind sie einmal gut in unseren Lehmböden angewachsen, alles unternommen werden sollte, was das Wachstum bremst. Wie oben erwähnt wurde, ist der Sommerschnitt somit dem Winterschnitt vorzuziehen. Es ist ausserdem aber auch sparsam oder überhaupt nicht zu düngen; unsere Gärten sind ohnehin meistens überdüngt. Das Wässern ist ebenfalls, ausser vielleicht zur Zeit des Junifalles der noch kleinen unreifen Früchte und bei neu gepflanzten Bäumen, unnötig. Erst wenn Ertrag und Wachstum harmonisch miteinander im Einklang sind, ist dieses Gebot zu lockern.