Wer sich mit Heilpflanzen befasst, merkt bald einmal, dass in unseren Gärten grossartige Schätze wachsen. In einer Zeit von Antibiotika-Resistenzen und Medikamenten-Mangel ist die Pflanzenheilkunde bestimmt mehr als ein Gedanke wert.
Die ältesten schriftlichen Überlieferungen, die tausende Jahre vor Christus in China entstanden, beinhalten bereits Texte über Heilpflanzen. Wenige Jahrhunderte vor Christus waren in Europa die Griechen federführend, was Heilpflanzenkunde anbelangt. Von Aristoteles und seinen Zeitgenossen fand das Wissen um die Heilkraft der Pflanzen ins römische Reich. Später im Mittelalter waren hauptsächlich Mönche und Nonnen die Hüter dieser Geheimnisse. Die Äbtissin Hildegard von Bingen, der berühmte Schweizer Arzt Paracelsus und später die Pfarrer Kneipp und Künzle sind nur einige bekannte Namen von Heilkundigen.
Heilpflanzen – aktueller denn je
Sie wirken vielleicht nicht ganz so schnell wie eine synthetische Tablette, dafür sind sie nachhaltig und versorgen den Körper nicht nur mit einem Wirkstoff, sondern grad mit einer ganzen Bandbreite von gesundmachenden Vitalstoffen. Dank neuzeitlichen Methoden können wir heute eine Vielzahl von pflanzlichen Präparaten und Arzneimitteln in der Apotheke besorgen. Leider ist der Wissensschatz ein wenig verloren gegangen, aber es lassen sich viele wirkungsvolle «Medikamente» auch im Garten und auf Balkon und Terrasse kultivieren.
Heilung braucht Geduld
Wir leben in einer Zeit, in der (vermeintlich) alles schnell gehen muss. Die Werbung will uns weismachen, dass es Mittel gibt, mit deren Hilfe man nicht einmal bei einer schweren Erkältung zuhause bleiben muss und der bedenkenlose Umgang mit Antibiotika hat unserer Gesellschaft bereits einige Probleme beschert. Für die meisten alltäglichen «Ungesundheiten» gibt es aber wunderbare Heilpflanzen. Und heilen bzw. heil werden braucht Zeit.
Heilpflanzen pflanzen und ernten
Dabei ist es doch eine schöne Sache, die Heilkräuter wachsen zu sehen, sie im Spätsommer zu ernten und trocknen zu lassen und ihren feinen Duft einzuatmen. Um dann – wenn man sie benötigt – die Gewissheit zu haben, dass die Wärme des Sommers und die ganze Heilkraft in ihnen konserviert ist.
Heilpflanzen im Fokus
Wir stellen Ihnen acht Heilpflanzen vor, die vielleicht nicht so bekannt sind wie Kamille, Thymian, Salbei & Co., die sich aber ebenso seit Urzeiten bei vielen Leiden bewähren. Übrigens: viele dieser Heilpflanzen finden Sie in unserem Onlineshop.
Schafgarbe
Das Heilkraut war schon in der Antike eine beliebte Heilpflanze. Sie ist bei Schafen (daher der Name) und auch bei Insekten sehr beliebt. Die Schafgarbe enthält ätherisches Öl, Bitterstoffe und Flavonoide.
Verwendete Pflanzenteile: Blätter und Blüten. Wirkt appetitanregend und hilft bei Magen-Darm- sowie Menstruations-Beschwerden, äusserlich angewendet zur Heilung von Haut- und Schleimhautentzündungen.
Sommer-/Winterlinde
Die Heilwirkungen sind unter anderem aufgrund ihrer Flavonoide, Gerb- und Schleimstoffe, Saponine und ätherischen Öle sehr vielfältig. Sie wirkt schweisstreibend, blutreinigend, krampflösend und entzündungshemmend.
Verwendete Pflanzenteile: Blüten und Blätter. Wirkt bei Erkältungen, Husten, Reizungen der Atemwege, Stress, Unruhe, Migräne, Verdauungsproblemen, zu hohem Blutdruck usw.
Wilde Malve
Die einheimische Wilde Malve ist eine schöne, rosa bis pinkfarben blühende Staude, die das Heilmittel par excellence ist bei allen gesundheitlichen Problemen, bei denen die Schleimhaut entzündet ist. Die Wilde Malve enthält Schleimstoffe, die einen Schutz für die Schleimhaut bilden, sie wirkt auch reizlindernd.
Verwendete Pflanzenteile: Blätter und Blüten. Wirkt bei Husten, Heiserkeit, Halsentzündungen, Entzündungen der Nieren, des Darmes und der Blase.
Ringelblume
Die wunderschön eigelb bis orange blühende Einjährige ist schon seit Jahrhunderten eine bekannte Heilpflanze. Sie wirkt in erster Linie keimtötend und wundheilend und ist ausserdem eine ästhetische Zutat im Salat und in Teemischungen.
Verwendete Pflanzenteile: Blüten.
Wirkt bei Entzündungen der Haut und Schleimhaut, des Zahnfleisches oder des Magens.
Hopfen
Sehr dekorative Kletterpflanze, hauptsächlich bekannt als Zutat zum Bierbrauen. Hopfen gibt dem Bier den aromatischen und bitteren Geschmack. Seine Bitterstoffe und ätherischen Öle wirken beruhigend und schlaffördernd.
Verwendete Pflanzenteile: Früchte. (Hopfenzapfen), wird oft zusammen mit Baldrian verwendet. Wirkt bei schlechtem Schlaf oder Unruhe und Stress, ist krampflösend und beruhigend.
Grosse Kapuzinerkresse
Die farbenfrohe Zierpflanze sieht man in vielen Gärten – die bunten Blüten sind hübsche und scharfe Zugaben zu Salaten, für Kräuterbutter und -quark. Sie enthält viel Vitamin C, Eisen und Senföle.
Verwendete Pflanzenteile: junge Blätter, Blüten und Samen, am besten frisch, Kapuzinerkresse eignet sich nicht gut zum Trocknen. Wirkung: Die enthaltenen Senföle wirken antibakteriell und entzündungshemmend bei Infekten, auch sehr gut bei Harnwegsinfekten.
Mönchspfeffer
Der Name des prächtigen, spätblühenden Insektenmagnetes rührt daher, dass er im Mittelalter von Mönchen und Nonnen genommen wurde, um den Sexualtrieb zu unterdrücken, und weil seine Früchte wie Pfefferkörner aussehen. Der Mönchspfeffer wirkt beruhigend und ausgleichend und ist DIE Frauen-Heilpflanze schlechthin.
Verwendete Pflanzenteile: Früchte.
Wirkt bei Prämenstruellem Syndrom (PMS), unregelmässigem Monatszyklus.
Nachtkerze
Die Nachtkerze wächst bevorzugt auf nährstoffarmen und trockenen Böden. Ihre gelben Blüten öffnen sich erst in der Dämmerung, sie duften intensiv und bieten vielen Nachtfaltern Nahrung. Aus den Samen wird das wertvolle Nachtkerzenöl gewonnen, das reich an ungesättigten Fettsäuren ist, diese sind essenziell für den Körper und wirken u.a. antioxidativ.
Verwendete Pflanzenteile: Samen und Blätter. Wirkt bei trockener Haut, Durchfall und Magen-/Darmbeschwerden.