Ruhe, Harmonie und die fernöstliche Ausstrahlung machen den Reiz eines Japangartens aus. Eine zentrale Stellung haben in diesen Gärten Niwaki, die ähnlich wie Bonsai in Form geschnitten werden und mit ihren malerischen Formen bezaubern.

Wenn Sie beim Wort «Niwaki» nur Bahnhof verstehen, hilft vielleicht «Gartenbonsai» weiter. Die erzogenen und in Form geschnittenen Bäume gehören traditionellerweise zur japanischen Gartenkultur, ihre Geschichte ist ebenso wie diejenige der Bonsai tausende Jahre alt. 
Der japanische Name «Niwaki» heisst auf deutsch ganz einfach «Gartenbaum». Der im deutschsprachigen Raum weit verbreitete Ausdruck Gartenbonsai ist eigentlich falsch. Das Wort Bonsai enthält explizit das Wort Schale (Bonsai = Baum in der Schale), ist also für Niwaki unpassend – diese wachsen immer im Boden, sie werden in Europa aber auch zunehmend in Gartengefässen kultiviert.

Traditionelle Kunstform in Japan

Die Gartengestaltung gehört in Japan wie die Kalligrafie, Teezeremonien, Ikebana oder die Schwertschmiedekunst zu den traditionellen japanischen Künsten, die alle sehr alt sind. Ein traditioneller japanischer Garten bildet die Landschaft des Landes mit seinen Bergen, Wäldern, Flüssen und Wasserfällen im Kleinformat ab und hat immer einen Bezug zu seiner Umgebung. Dazu kommen noch religiöse Inhalte aus dem Shintoismus und dem Buddhismus – ZEN-Gärten sind eine besondere Form und gehen in der Gestaltung noch einen Schritt weiter – sie bestehen oft ganz oder teilweise nur aus Sand, Kies und ein paar mit Moos überwachsenen Steinen. 

Japanische Klarheit in europäischen Gärten

Auch in Europa haben traditionelle japanische Gärten viele Freundinnen und Liebhaber gefunden. Sie zeichnen sich aus durch gestalterische Harmonie, eine klare Formensprache und äusserste Pflege. Niwaki sind das Hauptelement und werden ergänzt mit Wasserläufen, Steinen, Brücken, Pagoden und Steinlaternen. Die malerischen Bäume passen allerdings nicht nur in Japangärten, sie schmücken auch einen «normalen» Garten. Einem Niwaki sollte man allerdings Raum und eine Einzelstellung bieten, damit er zur Geltung kommt.

Pinus parviflora

Malerische Mädchenkiefer

Diese malerische Mädchenkiefer (Pinus parviflora) steht in einem Japangarten in der Schweiz, umrahmt von Eibe, Farn, Japanischem Ahorn und einem Gartenteich.

Nicht jeder Baum kann ein Niwaki sein

Kiefern (Pinus) wie die Japanische Rot- oder Schwarzkiefer oder die Mädchenkiefer und weitere Arten eignen sich hervorragend und sind in Japan die am meisten verwendeten Baumarten für Niwaki. Sie symbolisieren Langlebigkeit, aber auch Weisheit und Klugheit. Dazu kommen viele weitere Koniferen wie Zedern, Fichten, Eiben oder Wacholder. Sehr bedeutend sind auch Rhododendron-Arten, die oft in ovale, weich fliessende Formen geschnitten werden. Auch immergrüne Pflanzen wie die Stechpalme (Ilex) sind als Niwaki in Japangärten oft anzutreffen.

Pinus parviflora

Schön gestaltete Mädchenkiefer

Eine eher kleine, sehr schön gestaltete Mädchenkiefer (Pinus parviflora). Kiefern sind in Japan die am meisten als Niwaki gestaltete Baumart.

Malerische Eleganz der Asymmetrie 

Über die Formen der Bäume und die verschiedenen Schnitttechniken gibt es bücherfüllende Abhandlungen – zentral ist, dass bei einem Niwaki eine asymmetrische Form gesucht wird. Das Blattwerk an den einzelnen Ästen wird in Formen geschnitten, die Wolken, Stufen oder Muscheln ähneln. Jede dieser Schnitttechniken hat einen eigenen Namen. Auch hier ist die Schönheit und Harmonie der Gesamtform des Baumes das Wichtigste. Ein Niwaki soll möglichst den Charakter eines alten Baumes ausstrahlen. Auch wenn dieses Ziel mittels Schnitttechniken und in Form spannen der Äste schneller erreicht wird, dauert es trotzdem Jahrzehnte, bis ein Niwaki die gewünschte Form hat.

Niwaki im Bonsaicenter

Niwaki beim Rückschnitt

Niwaki benötigen mindestens zweimal jährlich – im Mai und im September – eine neue «Frisur». Michael Rehmann, Leiter Bonsaicenter, beim Rückschnitt.

Viele Individualisten zur Auswahl

Im Bonsaicenter in Schinznach-Dorf steht je nach Jahreszeit ein Sortiment von bis zu 250 Einzelexemplaren zum Verkauf. Die meisten stammen aus Asien, wo sie von unseren Fachleuten persönlich ausgesucht wurden. Bis die Niwaki (die unter strenger Kontrolle und Einhaltung von Quarantänezeiten) bei uns eintreffen, wurden sie bereits über viele Jahre geschnitten und in Form gebracht. Einzelne stammen auch aus Europa – es gibt auch hier ein paar Baumschulen, deren Fachleute sich das Wissen in Japan aneignen und dann bei uns einheimische Pflanzen zu Niwaki erziehen, wie zum Beispiel die einheimische Gemeine Eibe (Taxus baccata) oder die Gemeine Kiefer (Pinus sylvestris).  

Niwaki – Echt oder Fake?

Viele der in Europa erhältlichen «Formschnittgehölze» mögen den Anschein eines Niwakis erwecken, sind aber meist Nachahmungen. Sie werden in kurzer Zeit in symmetrische, einfache Formen geschnitten. Die echten erkennt man am asymmetrischen Schnitt und an der Abstufung der Äste, die meist in Treppenform rund um den Stamm laufen. Bei uns im Bonsaicenter finden Sie hauptsächlich Nadelgehölze wie Eiben, Kiefern, Wacholder, aber auch Rhododendren und Azaleen. Und ausserdem alles, was es für den typischen Japangarten braucht wie Steinlaternen, -brunnen und -platten. Unser versiertes Fach-Team freut sich auf Ihren Besuch.

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