Das Fallenlassen der Nadeln von Kiefern kann verschiedene Ursachen haben. Da ist an erster Stelle das natürliche Abwerfen alter Nadeln zu nennen.
Ursachen
Jedes Jahr wachsen an den Neutrieben frische Nadeln, jedes Jahr wird aber in der Regel auch ein Jahrgang älterer Nadeln entlassen. Je nach Kiefernart beträgt die Verweildauer am Zweig zwei bis mehrere Jahre, meistens aber zwei bis drei Jahre. Das ist der Grund, weshalb Stamm und Äste, an denen ja einstmals auch Nadeln wuchsen, völlig kahl sind, nur die Zweige sind belaubt. Nun ist es aber so, dass wohl jedes Jahr ein neuer Jahrgang Nadeln wächst, nicht aber auch einer abgeworfen wird. Es kann kein Jahrgang wegfallen, oder aber auch deren einer, zwei und mehr. Sind zwei und mehr abgefallen, sieht die Pflanze leer aus, eventuell bleibt dann nur noch ein Jahrgang stehen. In einem bestimmten Jahr fallen nicht bei allen Kiefernarten gleich viele Nadeln ab. Bei der Tränenkiefer können es beispielsweise zwei Jahrgänge sein, während es bei der Bergkiefer nur einer ist. Im folgenden Jahr ist es vielleicht umgekehrt. Die Gründe für das ungleiche Fallenlassen der Nadeln liegen noch weitgehend im Dunkeln.
Natürlicher Vorgang
Es können Boden- und Witterungseinflüsse sein wie zum Beispiel Wasser- und Lichtangebot, aber auch kosmische Einflüsse oder alles vermischt. Bei der hier beschriebenen Säuberung handelt es sich also um einen völlig natürlichen Vorgang, den wir wohl kaum beeinflussen können. Hat es im Frühjahr nur noch einen Jahrgang Nadeln an der Pflanze und fällt im darauffolgenden Herbst keiner weg, haben wir deren zwei und die Pflanze sieht wiederum so aus wie wir es uns wünschen.
Pilze und Insekten
Andere Ursachen für das Nadelfallenlassen sind Befall durch Pilze und Insekten. Noch recht häufig ist die ‚Kiefernschütte’, verursacht durch einen Pilz, der im Sommer durch Wasserspritzer, Luftströmungen und Insekten auf gesunde Nadeln verfrachtet wird. Empfindlich sind besonders jüngere Pflanzen der einheimischen Waldkiefer (Pinus silvestris). Der Pilz dringt ins Gewebe ein, wo er überwintert und im folgenden Sommer Neuinfektionen verursacht. Im Herbst und Winter wird der Befall sichtbar indem gelbe, dann braune, rötliche und schwarze, oft scharf abgegrenzte Nadelabschnitte entstehen, die aussehen wie Querstreifen. Dies führt im Frühjahr zum Absterben der Nadeln. Im April, besonders aber im Mai werden dann in kurzer Zeit sämtliche befallenen Nadeln abgeworfen. Der Pilz kann im Juli/August durch Spritzungen mit geeigneten Fungiziden bekämpft werden. Alle zehn bis vierzehn Tage muss behandelt werden.
Triebsterben
Mehr und mehr werden Schwarzkiefern (Pinus nigra), gelegentlich auch Bergkiefern (Pinus montana), von einem Pilz befallen, der ‚Triebsterben der Kiefern’ oder ‚Shaeropsis – Brandpilz’ genannt wird. Er bewirkt die Bräunung einzelner Triebspitzen, aber auch ganzer Triebe oder Äste; sogar der Zapfen. Bis anhin war der Pilz nur in milden Gebieten der Erde aufgetreten, jetzt dringt er langsam auch in Nordeuropa vor. Sein Fortschreiten hat wohl etwas mit der Erwärmung der Erde zu tun. Er dringt durch die Stomata der Nadeln ein und bringt sie zum Absterben. Häufig gelangt er über die Endknospen auch in die Triebspitzen und zerstört diese. Über Wunden in Ästen wächst er in Leitbündel ein und durch deren Verstopfung dörren ganze Baumpartien ab. Das Unterbinden des Saftstromes führt dazu, dass Harz aus dem Holz gedrückt wird, das eintrocknet und sich verfestigt oder bei warmer Witterung auch abtropfen kann. Befallene Triebe verfärben sich gelb bis rot, dann schwarz. Im Herbst bildet der Pilz schwarze, weniger als 1 mm grosse Fruchtkörper, was das sichere Zeichen ist, dass eine Pilzinfektion stattgefunden hat.
Witterungseinflüsse
Besonders nach Hagel-, Sturm- und Insektenschäden sind Schadsymptome festzustellen, da dann viele Wunden das Eindringen des Pilzes erleichtern. Der ganze Baum ist verloren; gegen den Pilz kann nämlich nichts unternommen werden. Das Herausschneiden kranker Äste lässt vorübergehend den Baum wieder etwas ansehnlicher erscheinen, doch das Sterben geht trotzdem weiter, da irgendwo am Baum noch genügend Pilzsporen und Wunden übrig geblieben sind.
Braunfleckenkrankheit
In milden Tieflagen, nicht aber im Berggebiet, hat sich die sogenannte Braunfleckenkrankheit eingenistet. Der Pilz kommt vorzüglich auf Nadeln der Bergkiefer (Pinus montana) vor. Es entstehen 1 – 2 mm grosse braune Flecken mit gelbem Rand, Im Zentrum sind schwarze Fruchtkörper erkennbar. Im Spätfrühling werden die ganzen Nadeln braun und fallen meistens ab, die Neuaustriebe bleiben aber grün. Alle abgestorbenen Nadeln sind laufend zu verbrennen; dennoch ist oft die ganze Pflanze verloren und muss entfernt werden. Pflanzen an freien und luftigen Standorten mit viel Licht werden weniger befallen.
Auf Nadeln der Schwarzkiefer (Pinus nigra), gelegentlich auch auf anderen Kiefernarten, schadet die Dothistroma Nadelbräune. Durch die Pilzinfektion zeigen sich braune bis ziegelrote 1 – 3 mm lange Bänder. Als Folge stirbt nur der von der Infektion her gesehen äussere Nadelteil ab, der untere bleibt noch 1 – 3 Jahre lang grün. Erst danach fallen die ganzen erkrankten Nadeln ab. Freie, an Licht und viel Luft sehende Pflanzen werden kaum befallen.
Kiefernmücke
Die Kiefernmücke legt Anfang Mai ihre Eier zwischen frisch austreibende Nadeln. Die ausschlüpfenden Larven dringen in die Nadeln ein und bewirken deren gallenartiges Wachsen. Sie überwintern unter Rindenstücken am Baum oder am Boden und verpuppen sich im Frühjahr. Befallene Nadeln sind kürzer als normale und werden gelb, worauf sie im Winter abfallen. Zur Bekämpfung kann im Mai und Juni zwei bis dreimal mit einem Insektizid behandelt werden.