Dass der Mond eine unglaubliche Wirkung besitzt, sieht man am besten an Ebbe und Flut. Er besitzt ausserdem viele weitere Einflussbereiche auf Pflanzen, die im biologisch-dynamischen Landbau besonders genutzt werden.
Das Thema bezieht sich auf ein Gebiet der Astrologie (Lehre vom Einfluss der Gestirne auf das irdische Geschehen). Für die Erklärung des Einflusses des Mondes auf die Pflanzen sind vorerst die Begriffe «Mondphasen» und «auf- bzw. absteigender Mond» zu erläutern; denn sie haben nichts miteinander zu tun, da beide zwei voneinander völlig unabhängige Mondbewegungen sind.
Mondphasen
Für einen Umlauf des Mondes um die Erde braucht er 27,32 Tage (siderische Umlaufzeit). Gleichzeitig dreht er sich genau einmal um die eigene Achse, weshalb uns stets die gleiche Seite zugekehrt ist, die Rückseite sehen wir nie. Nun hat sich aber die Erde während des Mondumlaufes auch bewegt (auf ihrer Bahn um die Sonne), und zwar ja in dieselbe Richtung wie der Mond, also dauert es länger als die siderische Umlaufzeit, bis Sonne, Erde und Mond wieder gleich zueinander stehen, nämlich 29,93 Tage, was die synodische Umlaufzeit genannt wird. Von Vollmond zu Vollmond dauert es somit knapp 30 Tage. Der im Kalender gebräuchliche Monat ist dieser synodische Monat. Die Folgen des Mondumlaufes um die Erde sind die Mondphasen. Erde und Mond werden von der Sonne beschienen. Durch den schnellen Erdumlauf des Mondes wechselt der von der Erde aus sichtbare, beleuchtete Teil laufend seine Gestalt. Je nach seiner Stellung in der Mondbahn spricht man vom abnehmenden bzw. zunehmenden Mond. Bei Vollmond liegt der Mond von der Sonne aus gesehen hinter der Erde, die ganze uns zugewandte Seite ist beleuchtet. Bei Neumond hält sich der Mond zwischen Erde und Sonne auf, wir sehen also nur die Schattenseite. Einmal in 24 Std. dreht sich die Erde um die eigene Achse, 50 Minuten später ist auch die inzwischen vom Mond zurückgelegte Strecke (ca. 1/30 eines Umlaufes) eingeholt. Daraus ergibt sich, dass für uns Erdenbewohner der Mond jeden Tag um 50 Minuten später aufgeht.
Auf und absteigender Mond
Die Mondbahn um die Erde ist in Bezug auf die Erdbahn um die Sonne (Ekliptik) um gut 5° geneigt. Nehmen wir an, der Mond befindet sich am tiefsten Punkt seiner Bahn. Er bewegt sich nun laufend aufwärts, durchschneidet die Ekliptik am sog. aufsteigenden Mondknoten und erreicht den obersten nördlichen Punkt nach einem halben Monat. Wir sprechen vom aufsteigendem Mond oder «obsigänt». Nun wendet er sich und wandert wieder zurück durch den absteigenden Mondknoten zum untersten, südlichen Punkt seiner Bahn, er ist absteigend oder «nidsigänt». Dieses Auf- und Absteigen während eines Monats ist von der Erde aus gesehen demjenigen der Sonne während eines Jahres ähnlich.
Einfluss der Mondphasen auf das Erdenleben
Dass der Mond auf der Erde etwas bewegt ist am offensichtlichsten in Ebbe und Flut an offenen Meeren erlebbar. Auf den ihm zu- und abgewandten Seiten der Meere entstehen Fluten, dazwischen Ebben. Bei Neumond kommt noch die Anziehungskraft der Sonne dazu, so dass Springfluten entstehen. Dass eine Beeinflussung auch der Pflanzen (sowie Menschen und Tiere) erfolgt, ist heute kaum mehr bestritten, aber oft schwer nachweisbar, da viele andere Faktoren, wie Gestirne, Tierkreis, Witterung etc. die Mondwirkung verstärken, mindern oder aufheben können.
In der Antike schon wusste man um die Mondkräfte. Zunehmender Mond setzt Energie frei und fördert somit das Wachstum, also entwickelt er seine grössten Kräfte bei Vollmond. Bei abnehmendem Mond schwinden die Kräfte bis zum Minimum im Neumond. Alle Arbeiten, die wachstumsverstärkend wirken sollen, werden deshalb mit Vorteil bei zunehmendem Mond getan, wie Säen, Pflanzen, Bäume schneiden.
Einfluss des auf- bzw. absteigenden Mondes
Während des aufsteigenden Mondes, was wie gesagt nichts mit den Mondphasen zu tun hat, soll nach alter Überlieferung alles gepflanzt werden, was nach oben strebt (z.B. Stangenbohnen), während des absteigenden Mondes alles, was in die Tiefe gehen soll (kräftiges Wurzelwachstum). Im biologisch-dynamischen Landbau wird diesen Mondbewegungen eine besonders grosse Wirkung zugeschrieben, welche durch vielfältige Versuche erhärtet wurden. So ist während des aufsteigenden Mondes der Saftdruck in den Pflanzengeweben besonders hoch. Reiserschneiden und Veredlungsarbeiten sind jetzt günstig, geerntetes Obst und Gemüse saftiger und lagerfähiger, wie auch Schnittblumen und Weihnachtsbäume länger halten. Aussäen und Verpflanzen, Nutzholz schlagen und Hecken schneiden erfolgen mit Vorteil während des absteigenden Mondes, da der Saftdruck jetzt geringer ist.
Der Mond im Tierkreis
Der Tierkreis, Zodiak, ist ein schmaler, etwas über 20° breiter Gürtel am Himmelsgewölbe. In ihm gehen die scheinbaren Bewegungen der meisten Planeten vor sich, so auch des Mondes. Er wird in zwölf gleiche Teile von 30° eingeteilt, welche meistens Tiere bezeichnen, deshalb der Name. Die Tierkreiszeichen haben heute mit den gleichnamigen Sternbildern nur noch den Namen gemeinsam, da sich in den 2000 Jahren seit Einführung derselben der Tierkreis jährlich um etwa 50 Bogensekunden verschoben hat, was heute fast 30° und damit ein Sternbild ausmacht. Die Sonne durchwandert den Tierkreis in einem Jahr, also verweilt sie etwa einen Monat lang in jedem Tierkreis. Bedingt durch seinen Erdumlauf in etwa 30 Tagen bleibt der Mond nur zwei bis drei Tage im gleichen Zeichen. Jedem der zwölf Tierkreiszeichen wohnen bestimmte Kräfte inne die den Einfluss der Mondkräfte verstärken oder auch hemmen können. Fische, Krebs und Skorpion werden dem Element Wasser zugeordnet, Widder, Löwe und Schütze der Wärme, Stier, Jungfrau und Steinbock der Erde und Zwillinge, Waage und Wassermann dem Licht. Wasser fördert das Blattwachstum, Wärme die Fruchtbildung, Erde die Wurzelfrüchte und Licht die Blüten. Durch Pflanzung, Pflege und Ernte bei Mondstand im entsprechenden Tierkreis können wir die Pflanzen beeinflussen. Der Vollständigkeit halber sei noch erwähnt, dass sich die biologisch dynamische Wirtschaftsweise nach den wahren Tierkreisbildern orientiert, nicht nach den sich nicht damit deckenden Tierkreiszeichen.
Hier sind nur die wichtigsten Wirkungen des Mondes kurz gestreift. In Wirklichkeit werden die Mondkräfte zusätzlich stark durch unzählige andere Kräfte der Gestirne beeinflusst, positiv, negativ oder neutralisierend. Meistens lässt auch der Witterungsverlauf oder anderes ein Eingehen auf optimale Konstellationen gar nicht zu. Doch wer einen Versuch wagt, wird gewinnen!