Fingerhüte wachsen als zweijährige oder ausdauernde krautige Pflanzen, die selten an der Basis etwas verholzen.
Bei den Fingerhüten, lateinisch Digitalis, unterscheiden wir hauptsächlich fünf in Europa vorkommende Arten. Es sind dies der Grossblütige, der Wollige, der Gelbe, der Rostfarbige und der Rote Fingerhut. In Westeuropa ist es der Rote Fingerhut, Digitalis purpurea, der weit verbreitet ist. Er lebt häufig in lichten Wäldern, Waldschlägen und beschatteten Gärten, wobei kalkarme Böden bevorzugt werden. Die wunderschöne einheimische Pflanze ist zweijährig, lebt aber länger, wenn sie sofort nach der Blüte zurückgeschnitten wird. Die eiförmig lanzettlichen grünen Blätter sind wie der Stängel graufilzig behaart. Die röhrenförmig glockigen, vier bis fünf Zentimeter langen Blüten stehen von Juni bis August in senkrechten Trauben, alle Blüten desselben Stängel in die gleiche Himmelsichtung gerichtet. Die Blütenfarben reichen von rosa bis purpurfarben, im Blüteninnern mit zahlreichen dunkleren, weiss umrandeten Flecken bespickt. Es werden Pflanzenhöhen bis zu über einem Meter erreicht. Die Vermehrung erfolgt durch Samen; an ihnen zusagenden Stellen säen sich die Fingerhüte meist selbst reichlich aus.
Bei Berührung von Pflanzenteilen mit blossen Händen können gelegentlich wie mit vielen anderen Pflanzen Hautrötungen entstehen. Sehr gefährlich wird es erst, wenn der Fingerhut, insbesondere die Blätter, gekaut oder gar gegessen werden. Oft kann schon bei der Einnahme geringerer Mengen (0.3 Gramm getrocknete Blätter) eine Wirkung festgestellt werden. Entzündungen im Mund, Übelkeit und Erbrechen treten auf. Bei erhöhten, aber immer noch recht geringen Mengen sind es zur Hauptsache herzwirksame Glykoside, welche die linke Herzseite beeinträchtigen. Durch Herzmuskelschwäche, Reizleitungsstörung und unvollständigen Herzklappenverschluss ist die Versorgung des Körpers mit arteriellem Blut beeinträchtigt. Es kann zu Ödembildung, der sogenannten Herzwassersucht, kommen. Sehstörungen, Verwirrtheit und Herzrhythmusstörungen treten auf, bis zum Herzstillstand.
In jedem Fall ist bei Vergiftungen sofortige ärztliche Hilfe zu beanspruchen. Kohle und Abführmittel sind raschmöglichst einzunehmen.
Gemüse und Früchte, die in unmittelbarer Nähe wachsen, können unbedenklich genossen werden, sofern keine Blätter oder andere Teile des Fingerhutes daran haften.
Schon in alten Zeiten wurden die Wirkstoffe des Fingerhutes in der Medizin auch als Heilmittel erkannt. Bestimmte Dosen wirken nicht schädigend, sondern heilend für das Herz. Noch heute wird intensiv an Digitalis geforscht. In der Homöopathie findet die Droge verbreitete Anwendung.