Ein Blick hinter die Kulissen
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Bei uns in der Baumschule gibt es übers Jahr diverse wiederkehrende Schnittarbeiten. Eine davon ist der Schnitt des Neuaustriebes von Gartenbonsai. Diese malerischen Bäume haben oft schon hunderte von Schnitten hinter sich, fertig gestaltete kommen noch zweimal pro Jahr unters Messer.
Im Bonsaicenter Zulauf stehen zu gewissen Jahreszeiten bis zu 250 verschiedene Gartenbonsai zur Auswahl, oder wie sie richtig heissen: Niwaki. Die erzogenen und in Form geschnittenen Bäume gehören traditionellerweise zur japanischen Gartengestaltung und haben auch in Europa viele Anhänger. Für die Gestaltung als Niwaki eignen sich unter anderem Kiefern, Eiben, Wacholder, Zedern oder Rhododendren.
Elegante Individualisten
Bei einem Niwaki wird in erster Linie eine asymmetrische Form gesucht. Dafür braucht es geeignete Bäume, die bereits gute Anlagen mitbringen. Mittels Schnitttechnik und Formgebung, bei der bei Bedarf auch Äste in Form gespannt werden, erhalten die Bäume ihre malerische Form. Niwaki, die bei uns zum Verkauf stehen, haben oft schon Jahre oder sogar Jahrzehnte des Formens und Schneidens hinter sich. Die meisten stammen aus Asien, einige aus europäischen Baumschulen, wo sie von unseren Fachleuten persönlich ausgesucht wurden.
Schnitt der Kerzen bei Niwaki-Kiefern
Die Äste der Niwaki werden in Formen geschnitten, die Wolken, Stufen oder Muscheln ähneln. Jeder dieser Formschnitte hat in Japan einen eigenen Namen – über die verschiedenen Schnitttechniken gibt es bücherfüllende Abhandlungen. Fertig gestaltete Kiefern werden jährlich geschnitten, um den Neuaustrieb, die sogenannten «Kerzen» einzukürzen. Eine aufwendige Arbeit: Für den Schnitt eines Baumes werden je nach Grösse zwischen einer und drei Stunden benötigt. Dabei wird der Schnitt praktisch an der Basis der Kerze angesetzt – ein Viertel bis ein Drittel wird stehengelassen. Bei einem eingepflanzten Niwaki in einem Privatgarten wird ähnlich geschnitten: Rückschnitt um rund drei Viertel, soll der Niwaki an Grösse nicht mehr zulegen, wird der Schnitt an der Basis der Kerze angesetzt. Auf diese Weise wird das Wachstum der «Kissen» verhindert. Ein zweiter Schnitt erfolgt im Herbst, dabei werden die ganzen Kissen nochmals in Form geschnitten. Ist eine Niwaki-Kiefer noch nicht fertig gestaltet, können es auch drei bis vier oder mehr Schnitte werden pro Jahr.
Bei Eibe, Wacholder, Zeder, Ahorn oder Rhododendron, die keine Kerzen bilden, werden ebenso mindestens zweimal jährlich die Neuaustriebe (Nadeln oder Blätter) wieder in Form geschnitten.
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