Soll eine Hauswand mit Kletterpflanzen bewachsen werden? Eine Diskussion die wohl auch zukünftig für Zündstoff sorgen wird. Die Hauswandbegrünung liegt nichts desto trotz im Trend.

Die Wandbegrünung im Trend

Ob eine Hauswand mit Kletterpflanzen bewachsen werden soll oder nicht, rief schon immer grosse Diskussionen hervor. Daran wird sich wohl auch in Zukunft nichts ändern. Es streiten sich die Ästhetiker: die einen finden, die Kletterpflanzen bringen ein gutes Stück verlorener Natur in die Siedlungen zurück, die andern meinen, damit werde die Architektur der Bauwerke optisch zerstört. Wie dem auch sei, in den letzter Zeit hat die Wandbegrünung einen starken Aufschwung erlebt.

Immergrüner Efeu

Dabei spielt der Efeu eine hervorragende Rolle, ist er doch von den selbsthaftenden Kletterpflanzen die einzige bei uns völlig winterharte immergrüne Pflanzenart für diesen Zweck. Neben dem zu jeder Jahreszeit gleichen optischen Effekt kommt noch die positive Eigenschaft dazu, dass im Sommer und im Winter der Bewuchs dem Haus Schutz gegen Regen, Schnee, Kälte und Hitze gewährt. Die Wärmeabstrahlung wird je nach Dichtigkeit des Bewuchses und der Bauweise der Mauer um 10 bis 30% verringert.

Schutz der Hauswand

Um sich jedoch vor Schaden durch den Bewuchs am Haus zu schützen, müssen vor einer Bepflanzung einige botanische Besonderheiten des Efeus beachtet werden. Da ist an erster Stelle der negative Phototropismus zu berücksichtigen. Er bedeutet, dass die Triebspitzen im Gegensatz zu den meisten Pflanzen nicht nur ins Helle, sondern auch ins Dunkle wachsen. Also drängt sich der Efeu in Mauerritzen, Rollladenkästen, Blenden, Entlüftungen, Ablaufrohre und andere Öffnungen. Durch das Dickenwachstum der Triebe kann hier durch ihre Sprengkraft grosser Schaden entstehen. Nur völlig dichte Wände, ohne Risse und Fugen, sind zur Begrünung geeignet. Somit fallen auch alle mit Platten, Brettern und Schiefer verblendeten Wände aus. Weiter ist zu beachten, dass unbedingt vor Erreichen der Dachunterseite ein Rückschnitt erfolgen muss, welcher periodisch, eventuell alle Jahre, wiederholt werden sollte. Ansonsten wächst der Kletterer über die Dachrinne aufs Dach und unter die Ziegel, wo wiederum Schaden entsteht, nebst dem lästigen Füllen der Dachrinne mit abgestorbenem zähem Efeulaub, das bald alles verstopft.

Wachstumseigenschaften

Ein weitere Eigenart des Efeus kann Sorgen bereiten: beim Efeu haben die Jugend- und die darauf folgende Altersform völlig unterschiedliche Wachstumseigenschaften. In der Jugendform nur klettert er, in der Altersform mit ungelappten Blättern hingegen wächst er strauchartig. Diese Eigenschaft hat zur Folge, dass jeder Efeu, der als Kletterpflanze gekauft oder selber durch Stecklinge oder Samen vermehrt wird, irgendeinmal nach vielen Jahren an einer oder mehreren beliebigen Stellen in die Altersform umschlägt. Ein Strauch beginnt zu wachsen, der bald rechtwinklig von der Wand weg wächst. Die lederartigen Blätter werden vom Boden her durch die im Jugendstadium gewachsenen Ranken ernährt Der Strauch beginnt Früchte zu tragen. Alle weiterhin an anderen Stellen wachsenden Ranken befinden sich immer im Jugendstadium und tragen nie Früchte. Ist der Verputz der Hauswand nicht stark genug oder haftet er schlecht, löst er sich durch das grosse Gewicht des Strauches und bröckelt ab. Altersformen sind somit stets aus der Wand herauszuschneiden. Schneidet man im frühen Frühjahr, werden entstehende Kahlstellen im Mai schnell wieder durch die Jugendform begrünt.

Neu gestrichene Fassaden

Schäden am Fundament durch Efeuwurzeln entstehen kaum; das Wurzelwerk ist eher schwach ausgeprägt. Unangenehm wird es, wenn die Fassade neu gestrichen werden muss. Wohl lassen sich alle Triebe von der Wand reissen, zurück bleiben jedoch braune Teile der Haftorgane, die nur mit Mühe weggebürstet werden können.
Efeu kann nicht haften, wenn die Wand weiss gestrichen ist und von der Sonne voll beschienen wird. Mauern aus porösem Material, wie Kalksandstein oder ungenügend gebranntem Ton, bieten ebenfalls keinen Halt. Der Grund liegt hier darin, dass Feuchtigkeit, welche die Haftwurzeln ausscheiden, um sich festsetzen zu können, abgeleitet wird. Hingegen haftet Efeu auf völlig glatten Flächen, wie Kunstharz und Kunststoff, die wasserabweisend sind, ausgezeichnet. An Bäumen wächst der Efeu besonders gut. Er entzieht der Pflanze weder Wasser noch Nährstoffe. Die ganze Versorgung erfolgt stets von den Wurzeln her.