Wo er sich niederlässt, sind ganze Baumbestände in Gefahr. Der Weidenbohrer (Cossus cossus) ist einer der gefürchtetsten Schädlinge und sein Hunger immens. Er frisst sich quer durch ganze Bäume und bereitet so den Weg für Pilzbefall und gefährliche Instabilität der befallenen Bäume.
Der Weidenbohrer ist ein Nachtfalter mit einer Flügelspannweite bis zu 10 cm und somit der grösste Kleinfalter in Mitteleuropa. Er besitzt eine hervorragende Tarnung und ist ausserdem nachtaktiv, man bekommt ihn also nicht zu Gesicht, oder besser gesagt, auch wenn man ihn tagsüber an einer Baumrinde sieht, nimmt man ihn kaum wahr. Der Nachtfalter ist an sich nicht gefährlich, ausser dass er nach der Paarung zwischen Mai und August eine grosse Menge an Eiern (bis zu 700 Stück) in Rindenspalten an die Basis von oft bereits geschwächten Bäumen ablegt.
Fingerdick und nimmersatt
Die Raupen des Weidenbohrers sind auffällig gefärbt. Auf der Unterseite orange und auf der Oberseite rot bis dunkelrot glänzend mit einzelnen, weissen Haaren. Der Kopf ist schwarz. Die Raupen riechen stark nach Essig, dieser Geruch ist auch oft an befallenen Bäumen wahrzunehmen. Sie häuten sich im Verlaufe ihres Wachstums – das zwei bis vier Jahre dauert – mehrere Male und erreichen so eine markante Länge von bis zu 10 Zentimetern und werden fingerdick. Man bekommt allerdings auch sie selten zu Gesicht, da sie nachtaktiv sind und sich tagsüber in den von ihnen gefressenen Gängen verstecken. Sie beginnen als kleine Raupen mit der Rinde der Bäume, an denen sie vom Falter abgelegt wurden und fressen sich dann quer durch Stamm und Äste bis zur Krone des befallenen Baumes. Sie hinterlassen auf diese Weise nicht selten Gänge bis zu 2 cm Durchmesser und über 1 Meter Länge.
Bevorzugte Pflanzen
Daher kommt sein Name – der Weidenbohrer bevorzugt Weiden (Salix), unter diesen vor allem Salweiden (Salix caprea), Pappeln (vor allem Populus tremula und alba), aber auch Birken (Betula) und Schwarzerlen (Alnus glutinosa). Er verschmäht auch Apfel- und Birnenbäume und andere Laubbäume nicht. Die Raupe des Weidenbohrers lockt die befruchteten Falter an und so entstehen regelrechte Zuchtstationen des Schädlings. Diese schiere Menge an gefrässigen Raupen kann innert kurzer Zeit ganze Baumbestände vernichten, wenn nichts dagegen unternommen wird.
Schadbild an befallenen Bäumen
Bei Verdacht auf Befall sollten Bäume auf Einbohrlöcher aussen an der Rinde und auf ausgeworfenes Bohrmehl am Fuss der Bäume sowie Raupenkot untersucht werden. Auch der Geruch nach Essig kann ein Hinweis auf einen Befall sein. Ist ein Baum stark befallen, kann man nachts Frassgeräusche der Raupen hören, auch tagsüber sind dann ab und zu Raupen auf der Rinde zu sehen. Die Folgen sind vertrocknete Zweige, welke Blätter und generell Welkerscheinungen. Da der Raupenfrass die Bäume regelrecht aushöhlt, werden Äste instabil und brechen leicht. Durch die Einbohrlöcher dringen Pilze in den Baum ein, was ihn zusätzlich schwächt.
Bekämpfung des Schädlings
Wird ein Befall an einem Baum entdeckt, sollte man schnellstmöglich handeln. Als erste Massnahme müssen alle befallenen Teile zurückgeschnitten und anschliessend verbrannt oder entsorgt werden. Ein chemisches Pflanzenschutzmittel gegen den Weidenbohrer gibt es nicht, aber eine Brühe aus Quassia-Holz und Schmierseife vergiftet die Raupen – und leider auch viele Nützlinge. Dazu werden 250 g Quassia-Späne (ein Baum aus der Familie der Bittereschengewächse, erhältlich in Apotheken) über Nacht in zwei Liter Wasser eingelegt und anschliessend rund 30 Minuten zu einer Brühe gekocht. Die Späne werden abgeseiht und das Ganze mit der zehnfachen Menge Wasser und ca. 500 g in Wasser gelöste Schmierseife verdünnt. Diese Brühe wird nun auf die befallenen Bäume gespritzt. Da sie auch für viele Nützlinge schädlich ist, sollte sie nur bei Bedarf und lokal angewendet werden. Sie kann nach einigen Tagen mit Wasser wieder abgespült werden (falls es nicht regnet). Ist ein Baum so stark befallen, dass er nicht zu retten ist oder herabfallende Äste eine Gefahr für Menschen oder Autos sind, sollte er gefällt und restlos entsorgt werden.
Auch das Ausbringen einer grossen Menge Schlupfwespenlarven kann bei einem schwachen Befall Erfolg zeigen.