Mit der heutigen Baumschulbahn kann man die damalige Anlage allerdings kaum vergleichen. Für den 2018 runde 90 Jahre alten Urahn der heutigen Bahn gab es keine Lokomotiven.

Es war ein eigensinniges Unterfangen: Hermann Zulauf, der Grossvater des heutigen Zulauf-Führungsduos, dachte sich 1928, die Fuhrwerktransporte in seiner Baumschule könnten doch sicherlich optimiert werden. Eine Feldbahn mit 60 Zentimetern Spurweite musste her, um jeden Baumschulwinkel bequem mit Pflanzen, Erde, Torf oder Mist zu versorgen.

Erst teuer, dann preiswert

Gleise wurden angelegt. Das kostete ordentlich Geld und doch war der Unterhalt der Gleisanlagen günstiger als die Pflege von Fahrwegen. Enge Kurven und verschiedene Drehscheiben sorgten für Bewegungsfreiheit. Mit der heutigen Baumschulbahn kann man die damalige Anlage allerdings kaum vergleichen. Für den 2018 runde 90 Jahre alten Urahn der heutigen Bahn gab es keine Lokomotiven. Für uns im 21. Jahrhundert kaum vorstellbar: Die Transportwagen wurden bis in die 50er-Jahre per Muskelkraft verschoben. Doch die – wenn man so will – gartentechnische Neuzeit hielt letztlich auch bei Zulauf Einzug: Traktoren wirkten plötzlich sehr viel praktischer als per pedes bewegte Bahnwagen. Es schien, dass der Baumschulbahn das letzte Stündlein schlug. Gleise wurden teilweise entfernt und einige Fahrzeuge entsorgt.

Das Comeback

Kleine und grosse Eisenbahnfans werden ihm dafür ewig dankbar sein: In den 1970er-Jahren hauchte Dr. Hermann Zulauf (der Sohn des Bahn-Initianten Hermann Zulauf Senior) der Baumschulbahn neues Leben ein. Noch vor dem 100-Jahr-Jubiläum seiner Baumschule im Jahre 1979 sollte die Schinznacher Baumschulbahn ihr Revival erleben.

Vorbei die Zeit der Muskelkraft!

Schienen, Loks und Wagen kamen von überall her per Bahn und Transporter nach Schinznach-Dorf. Das brachte uns erst einmal sehr viel Arbeit fern vom gärtnerischen Kerngeschäft. Zulauf-Mitarbeitende und immer mehr Freiwillige investierten zahllose Stunden in die Renovation des Rollmaterials aus ganz Europa. Auch die Gleisanlagen wurden neu verlegt und bei dieser Gelegenheit vergrösserte man gleich noch den Baumschulpark.
Vor 40 Jahren, am 13. April 1978 war es dann soweit! Die alte, neue Baumschulbahn nahm ihren Betrieb auf. Ein wohlverdienter Erfolg. Nur eins hatte Dr. Hermann Zulauf dabei unterschätzt: Er dachte, die Bahn werde wohl hauptsächlich Grosskunden durch die Baumschule führen, um ihnen die Anzucht mehrjähriger Pflanzen zu zeigen. Weit gefehlt: Die Baumschulbahn fand in kurzer Zeit viele begeisterte Fans und entwickelte sich zum beliebten Ausflugsziel für ein breites Publikum.

Gepflegter Ausbau

Feldbahnen mit 60 Zentimetern Spurweite kannte man einst in ganz Europa. Das ermöglichte über die folgenden Jahre den kontinuierlichen Ausbau der Baumschulbahn. Viele ehrwürdige Dampf- und Dieselloks fanden und finden den Weg nach Schinznach, wo sie sorgfältig erneuert wurden und werden – sogar eine deutsche Heeresbahnlokomotive aus Armeebeständen des 1. Weltkriegs.